Die PARTEI kriegt Post

Neues aus der neuen Kategorie „Die PARTEI kriegt Post“: Heute gibt es einen exklusiven Einblick in unseren Schriftverkehr mit der Bürgerinitiative „Zähringer Eiche“:

Sehr geehrte Damen und Herren,
wir wissen nicht genau, welche Position Sie in Ihrer Partei zu folgender Thematik haben, freuen uns aber auf ihre Antwort. Folgenden Text haben wir als Einstieg an mehrere regionale und überregionale Redaktionen gesandt. Uns würde ihre Meinung dazu natürlich auch interessieren. Auf der Website geht dies nicht hervor.
Viele Grüße Mario Dings
Hier der Text,der verschickt worden ist.
Wir sind der Meinung, dass im Norden von Freiburg demnächst ein einmaliges Erlebnis stattfinden wird. Die letzten Felder auf der „Zähringer Höhe“ werden 300! Wohnungen weichen – eine Siedlung mit Verkehrsanbindung wird sich auf den vier Fußballfelder großen Äckern – einer der letzten grünen Oasen der Stadt – ausbreiten. Die Freiburger Stadtverwaltung unter „grüner“ Führung bietet ob dieses Ereignisses ein surreales Bild, das so gar nicht (für Eingeweihte wohl eher sehr gut) in die vermeintliche Ökohauptstadt der Republik passt. Dazu sollte man einen bekannten Leitsatz der Ökokultur leicht verändern:
„Erst wenn der letzte Baum gefällt, die letzte Streuobstwiese gerodet, und die letzten Äcker bebaut sind, dann sind auch die Grünen glücklich, denn Sie wissen schon lange, dass man mit Geld essen kaufen kann.“
Wir sind der Meinung, dass solch ein besonderes Ereignis (Grüne verkaufen das letzte Grüne) ein Echo verdient hat, vor allen Dingen auch deshalb, weil die Stadtverwaltung es so leise wie möglich versucht umzusetzen.
Dazu noch ein paar interessante Fakten, denen es aus unserer Sicht lohnt nachzugehen:
Die Zähringer Höhe ist das letzte zusammenhängende Feld- und Wiesenareals des ganzen Freiburger Nordens (das nicht an Schnellstraßen und Siedlungen liegt).
Für viele alteingesessene Zähringer, die vor 50 Jahren noch ein Stadtviertel mit ungefähr 80 Prozent Feldern und Wiesen kannten, bedeutet die Erschließung der letzten Naturoase ihrer Heimat ein einschneidendes Erlebnis. Es ist das Ende einer Ära oder wie eine Bewohnerin in der Nähe der Höhe neulich traurig kommentierte: „Es ist soweit: Freiburg wird damit endgültig Großstadt.“
Die Zähringer Höhe liegt am Fuße der Zähringer Burg, nicht nur das älteste Gemäuer der Stadt, sondern auch dasjenige, auf dessen Wurzeln sie gründet.
300 Wohnungen auf der kleinen Fläche der Zähringer Höhe bedeuten: massive Personendichte und große Eingriffe in das nahe gelegene Waldgebiet, in Flora und Fauna von Wildtal und Zähringen.
Die Freiburger Höhe ist für jeden Besucher eine Oase. Kommen Sie vorbei, wenn Sie sich nicht kennen und überzeugen sie sich von einem
einzigartigen Ereignis, dass – da es da letztens Feld ist – nicht wieder passieren wird.
Wir von der Bürgerinitiative Zähringer Eiche haben uns vor sieben Jahren spontan zusammengefunden, nachdem der älteste Baumbestand Freiburgs, der in diese Dichte nicht ansatzweise noch einmal im Stadtgebiet vorkommt (nämlich zehn 200 bis 400jährige Eichen) in Zählringen gefällt worden war. Unter einer grünen Stadtverwaltung mit einem enormen Gewinn für dieses alte Holz (immerhin wurde ein Artikel über unser Anliegen in der Badischen Zeitung veröffentlicht).
Wir sind der Meinung, das diesem politischem Gebaren letztlich kein Kraut gewachsen ist. Dort, wo OB Salomon seine Gelder zu verdienen sieht, wird er sie verdienen. Die Bauinteressenten stehen gierig Schlange für dieses einzigartige Gebiet der Zähringer Höhe.
Wir möchten trotzdem eindringlich auf die Situation hinweisen und glauben, dass die Situation für alle Freiburger und alle Menschen, die sich ein Bild von realer Ökopolitik machen wollen, ein interessantes und abschreckendes Vorbild sein kann.
Gerne schicken wir Ihnen weiter Texte, Stellungnahmen, Interviews mit Anwohnern und Einblicke von dem Ereignis, dass Freiburg zur Großstadt macht und der Natur seine letzten Felder nimmt.
Wir freuen uns über eine Rückmeldung.
Herzliche Grüße Mario Dings – Bürgerintiative Zähringer Eiche

Natürlich möchten wir potentiellen Wählern unsere Rückmeldung nicht vorenthalten:

Sehr geehrter Herr Dings,

vielen Dank für Ihr „Schreiben“. Wir von der PARTEI können Entwarnung geben: Häuser machen keine Menschen und das alte Mütterchen, das Angst hat, Freiburg könne eine „Großstadt“ werden, kann abends beruhigt einschlafen. Die Ökolifestyle-Mittelschichtsspießer, die in diese Wohnungen einziehen werden, bringen genau die engstirnige, bornierte und anti-kosmopolitische Haltung mit, die Sie an Ihrem Freiburg so schätzen und lieben gelernt haben. Freiburg ist und bleibt ein Dorf. Merken Sie sich bitte für die Zukunft: Keine U-Bahn, kein Alkoholverkauf nach 22 Uhr, kein internationaler Flughafen: keine Großstadt.

Wenn wir von der PARTEI an der Macht sind, versprechen wir Ihnen, diese komischen Höhen zum größten Outdoorparkplatz der (Klein-)Stadt auszubauen und vielleicht ein paar Schweizer dort abknallen zu lassen.

In diesem Sinne recht herzlich,
Die PARTEI Freiburg

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