In dieser Kolumne berichtet Stadträtin Sophie Dings regelmäßig über die Arbeit im Freiburger Gemeinderat.
Die Sitzung startete erstmal mit mehreren Verspätungen – erst wegen Corona (Pressekonferenz, keine neuen Vorfälle, oder doch? Wo steckt eigentlich Dr. Schüle (cdU)?) und dann wegen technischen Schwierigkeiten. Denn passenderweise zu dem TOP „Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes“ streikt das Abstimmungsgerät. Es wird händisch abgestimmt.
Wäre ich noch in meinen 20ern, würde ich hier mit einem „LOL“ reagieren. Zum Glück sitzt das jüngste Gemeinderatsmitglied und Bauarbeiter Ronny aka Posterboy Simon Sumbert neben mir und übernimmt.
Ein heiß diskutiertes Thema sind die drei geplanten Straßenumbenennungen. Schon vor der Gemeinderatssitzung haben die Afders vor dem Rathaus, direkt vor unserem Fraktionsbüro, eine Kundgebung zur Erhaltung der „Geschichte“ abgehalten. Wir haben daraufhin eines der wunderbaren Gegendemo-„Straßenschilder“ organisiert und unser Fraktionsfenster heißt nun „Niemals-Vergessen-Gasse“. Meine favorisierten von den Gegendemonstranten vorgeschlagenen Straßen waren: „Im Kantholz“ und „Mandic-Muss-Weg“.
Als sich die ach so geschichtlich-strammen Herren darüber echauffieren, dass im Martin-Heidegger-Weg die Anwohner nicht befragt worden seien, rasiert der EBM mal wieder: „Im Martin-Heidegger-Weg wohnt niemand außer Tiere und Pflanzen, die brauchen wir ja nicht zu befragen.“ Ebenso zeigt sich Gerlinde Dings, ehemals „Freiburg Lebenswert“ nun Überläuferin zu den Freien Wählern – über diesen Gossip werde ich an anderer Stelle berichten – erneut stabil antifaschistisch. Und als hätte sie den Rest ihrer neuen Gang angesteckt, wird aus Reihen der FW ein Ausschnitt aus dem Afder-Flyer zitiert: „Aus der Geschichte lernen“ und gefragt „ja warum tun sie das denn dann nicht?!?“.
Spaßvogel Georg Mohlbrecht sorgt seinerseits für einige Lacher, weil er sich an zwei dann doch sehr wichtigen Abstimmungen fast verdrückt.
Dann kam meine Rede zu dem verkaufsoffenen Sonntag: Wir haben in der Fraktion ganz nach dem Motto „Ja zum verkaufsoffenen Sonntag – Nein zum verkaufsoffenen Sonntag“ abgestimmt. Da der Antrag durchgegangen ist, befürworte ich es, die Gemeinderatssitzung auch mal an einem Sonntag abzuhalten. Ein großartiger Spaß für die ganze Familie und ausgleichende Gerechtigkeit für die Beschäftigten im Einzelhandel. Practise what you preach!
Die ganze Rede:
https://www.jupi-freiburg.de/sophie-kessls-rede-zu-den-verk…
Alles in allem eine aufregende Sitzung, die länger ging, als zu Beginn erhofft. Ein ganz klarer Fall von zu früh gefreut.