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Freitag, 14. Mai 2021

Im Kreistag: Mein erstes schönstes Ferienerlebnis

Unser Kreistagsabgeordneter informiert:

„Im Kreistag am 10. Mai 2021.

13:01 Uhr. Der Landrat läutet, alle huschen brav auf ihre Plätze. Er hält seine einführende Rede kurz (sagt er) – trotzdem werden es 5 Minuten mit dem üblichen Appell, dass Politiker viel Verantwortung tragen. Den etablierten Parteien ist das genauso üblich schon lange völlig egal.
Der Alterspräsident erzählt was davon, dass das Durchschnittsalter der Abgeordneten 55 Jahre ist. Prima, endlich mal wieder unterhalb des Altersschnitts.

Ich habe Schokoschnitten mitgebracht, um meinen Sitznachbarn, einen ebenfalls Fraktionslosen, zu „bestechen“ und gut Wetter zu machen. Es funktioniert: innerhalb von 5 Minuten sind wir beim „Du“. Die AfDer rechts von mir kriegen aber nichts ab. Ätsch!

Frau Wucherpfennig (ja, so heißt sie wirklich) wird wieder zur Kreistagspräsidentin gewählt. Sie sagt, persönliche Angriffe würde sie nicht dulden; der erste €dU-Redner tut es indirekt dann doch und wird nicht getadelt. Ist notiert.

Ich habe meine PARTEI-Tischfahne aufgestellt und Aufkleber ausgelegt; irgendwie ist das wie ein PARTEI-Stand bei einem Mark-Benecke-Vortrag. Ein paar Kollegen nehmen Sticker mit (auch wenn die Grüne später den „Atomwaffen? Ja bitte!“-Kleber zurück gibt).

Beim ersten Änderungsantrag zur Namensänderung des Umwelt-Ausschusses in Klima-Ausschuss (hui, was ein kluger Move!) hat ein €dU-Jüngling mit Hipster-Bart und Hochwasserhosen wohl seine Mutprobe (bestanden!): er sagt den Grünen, dass sie nicht die einzigen seien, die was gegen den Klimawandel unternehmen. Ich lache leise in mich hinein und frage mich, ob er das tatsächlich glaubt (von dem Zeugs will ich auch was!).
Der zerzauste Professor der Spaßpartei fdP glaubt herausgefunden zu haben, dass mein Antrag, den Umwelt-Ausschuss besser in „Ausschuss für Klimaschutz, Atomkraft, Fossile Brennstoffe, Chem-Trails, Infrastruktur, Mobilität und Umwelt“ umzubenennen, nicht ernst gemeint ist. Ich bin beeindruckt.

AfDer Nitsch stimmt als einziger gegen das Hygienekonzept; er trinkt wohl Desinfektionsmittel, nimmt Globuli oder wäre in einem Chem-Trails-Ausschuss gut aufgehoben gewesen.

Das Los entscheidet, dass die verdickte AfD keinen Sitz im Kreisausschuss bekommen; dafür aber die Linken. Leider können die Rechten in den vier Kreis-eigenen Ausschüssen nicht verhindert werden.

Der Erste Kreisbeigeordnete soll aus politischen Gründen ersetzt werden (um einen fachfremden Winkeladvokaten auf den Posten zu setzen – eine liebgewonnene €dU-Tradition seit Klöckner, Scheuer und Beuth); es gibt eine Aussprache. Bis auf die Angola-Koalition (sPD + €dU) und die Neoliberalen von der Spaßpartei sind alle gegen die Abwahl – nur leider hat das Wahlvieh sie am 14. März zur Mehrheit gemacht (Das kommt davon! Ätsch!).
Seid also diesmal kluk und wählt am 30. Mai Luke zum Landrat!

In den geheimen Gremienwahlen können die AfDer aus fast allen Gremien rausgehalten werden; nur bei Müll und Dieburger Wasser sind sie dabei.
Bei den Wahlen zu sachkundigen Bürgern (per Handaufheben) finde ich interessant, dass Leute in Gremien gewählt werden obwohl noch niemand für die Posten nominiert worden ist. Die „Etablierten“ finden offenbar nichts anstößiges daran. Ich bin meistens als einziger dagegen. Kopfschüttelsmiley.

Ein paar andere Gremien mit weniger als fünf zu besetzenden Sitzen werden ebenfalls per Handzeichen gewählt. Für (fast) alle Gremien habe ich als Einzelbewerber kandidiert und so muss ich jedes Mal namentlich erwähnt werden. Während ich mich immer mehr kaputt lache und so „ernsthafte“ Kolleg:innen wie MdB Zimmermann (sPD) ganz offensichtlich genervt sind, liest Frau Wucherpfennig gebetsmühlenartig bei jeder Akklamationswahl meinen Namen vor. Als es um Gremien geht, bei denen nur sPD und/oder €dU ihre Listen eingereicht haben (und ich – grins!), bekomme ich nicht nur meine eigene Stimme (hallo, Herr Adenauer!), sondern auch mal welche der Grünen, von Klimaliste/Linke und UWG/FW. Bis zu sieben Stimmen werden es manchmal; sehr zu meiner Belustigung – und wohl auch der mich wählenden Kolleg:innen. Die Gesichter der Angolas werden dabei immer düsterer währenddessen; manche werden etwas roter.

Um 18:20 Uhr ist endlich Schluß. Puh.“