Axel Brüggemann im Interview mit Marco Manfredini – Die PARTEI Bremen, in der Schwankhalle Bremen vom 23. April 2015
[Mitschrift des Interviews, Quelle youtube.com, Länge: 05:55 Minuten:
Marco Manfredini von Die PARTEI Bremen im Interview ; unverständliche Passagen sind mit „(..?..)“ und Kürzungen mit „(…)“ gekennzeichnet.
Das Interview führte Axel Brüggemann.]
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Hintergrundsinfo 1: Die PARTEI Bremen forderte im Wahlkampf 2015 zur Wahl der Bremischen Bürgerschaft u.a. den Bau einer Pyramide für Bremen und den Verkauf Bremerhavens an Russland (mit „Übersiedelung“ der Bremerhavener nach Sibirien).
Hintergrundsinfo 2: Eine zur Bürgerschaftswahl angetretene Partei heißt/hieß „Bürger in Wut“ (BiW). Kannst du dir nicht ausdenken..
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Axel Brüggemann (AB): Meine erste Frage wäre: Wen haben Sie in Ihrer ersten Wahl (…) gewählt?
Marco Manfredini (MM): Äh.. meinen Sie in echt, oder was?
AB: Ja, ist nicht alles nur Quatsch.. Ja! In echt!
MM: Als ich noch jung und unverbraucht war habe ich tatsächlich grün gewählt, und zwar zu einer Zeit, als da noch die Fundis drin waren.
AB: Was ist Ihr Lieblingsessen?
MM: Ähm… ich würde mal sagen..
AB: Sie sind so Rapper, nicht? Sie halten das Mikrofon immer so Rap-mäßig!
MM: Darauf haben wir’s angelegt, weil wir auch bei den jungen Leuten besser ankommen wollen. Ich würde mal sagen: Saltimbocca.
AB: Saltimbocca. Fisch oder Fleisch, so grundsätzlich?
MM: Grundsätzlich.. Fleisch.
AB: Sonneborn oder Böhmermann?
MM: Sonneborn.. Etwas anderes darf ich überhaupt nicht sagen..
AB: Was würde sonst passieren? Erschossen werden, oder was passiert da so in der PARTEI?
MM: Wir kriegen kein Geld mehr aus Brüssel!
AB: Und Böhmermann grundsätzlich?
MM: Wir hätten Böhmermann ganz gerne bei uns, aber er hat..
AB: Wahrscheinlich rechtlich ’n büschen..
MM: ..ja, so öffentlich rechtlich.. er will irgendwie nicht da rausfliegen.. Sonneborn würde ja auch gerne wieder zurück zum ZDF, aber er.. naja..
AB: Wie findet Ihr Kind eigentlich einen politischen Papa?
MM: Mein Kind findet an mir sehr gut, dass ich gut Ninjas malen kann, der ist erst vier. Ich hab‘ ihm gerade das Fahrradfahren beigebracht, das findet er auch sehr gut. Das mit der Politik.. ja pff..
AB: Haben Sie Angst vor den Bremerhavenern?
MM: Ich bin selbst aus Bremerhaven, ich kenne die Bremerhavener sehr gut!
AB: Das heißt, Sie werden auch bald in Sibirien wohnen?
MM: Natürlich nicht! Ich bin ja aus Bremen! Ich bin ja aus Bremerhaven weggezogen!
AB: Weil Sie schon wussten, dass Sie diesen Teil (Bremens) an Russland verkaufen wollen?
MM: Nein, das war so: Ich bin in Bremerhaven aufgewachsen und ich dachte.. also ich habe festgestellt, dass wenn ich ein Lebensziel habe, dann ist es das, aus Bremerhaven zu verschwinden. Ich bin seitdem ein sehr glücklicher Mann. Wer kann von sich schon behaupten, sein Ziel erreicht zu haben?
AB: Was würden Sie Putin sagen, warum solle er BremerhaFen kaufen?
MM: Ich würde ihm sagen, dass sei eine gute Idee, weil man kann da eben Atomraketen stationieren, eine Militärbasis.. Die Bremerhavener hatten ja vorher eine amerikanische Garnision, mit der haben die Bremerhavener sehr gut gelebt, das war ein durchaus großer Wirtschaftsfaktor damals.. Amerikaner, Russen.. das ist viel zu verwirrend. Bremerhaven sieht viel mehr aus wie Russland inzwischen.. ich glaub‘ die würden sich da ganz wohlfühlen..
AB: Ihren letzten Urlaub haben Sie wo verbracht? Nicht in Bremerhaven..
MM: Helgoland.
AB: Und das soll bleiben?
MM: Helgoland? Da haben wir keine Jurisdiktion, das gehört zu Schleswig-Holstein.
AB: Bei welcher Bank haben Sie Ihr Konto?
MM: Bei der Sparkasse..
AB: Spießer!
MM: Nee, ehm.. jeder wird Ihnen sagen, dass Problem bei Banken ist, dass man die ganzen Daueraufträge nicht ändert ..das sagt jeder!
AB: Was mögen Sie an Robert Bauer? [Anm.: Anwesender Kandidat der Piratenpartei.]
MM: Ich glaube er ist sehr nett.. und.. ja, ich glaube er ist sehr nett..
AB: Nett.. da wissen Sie schon, was das ist?
MM: Keine Ahnung! Ich kenn‘ den überhaupt nicht!
AB: Jetzt ganz im Ernst: Dieser Spaß.. ist Spaß eine politische Größe?
MM: Ich glaube, Sie verwechseln Satire mit Spaß. (Pause)
AB: Öm.. Satire ist ein Unterbegriff von Spaß doch, oder?
MM: Neinneinnein, eigentlich nicht! Satire ist etwas, dass einigen Leuten Spaß macht, Leuten, die sie verstehen und bei denen es dann „klick!“ macht. Die möglicherweise befreit werden dadurch, dass sie verstehen, dass hinter dem, was wie Wahnsinn aussieht, tatsächlich Rationalität steckt. Währenddessen es aber eben kein Spaß ist, weil es immer eine ernste Basis gibt. Es gibt eine ernste Basis, die hat mit Wut, mit Angst, Aggression zu tun, die aber eben nicht rationalisiert wird, indem man sagt, jetzt machen wir was gegen Ausländer zum Beispiel..
AB: .. also sind Sie auch die Bürger in Wut?
MM: Nein, sind wir eben nicht! Wir sind die Bürger, die entspannt sind.
AB: Die aus der Wut heraus Entspannung suchen?
MM: Genau! Jeder Mensch hat (..?..) und sagt sich: „Das kann doch nicht sein!“ oder sonst irgendetwas.. Man hat auch diese atavistischen Züge, die man eben durch Zivilisation weg bekommt. Und wir glauben, dass wir einen anderen Weg damit finden, mit dem, was nicht funktioniert, umzugehen.
AB: Aber kann man mit Spaß.. Entschuldigung.. Kann man mit Satire Politik machen?
MM: Wir machen ja schon seit zehn Jahren Politik mit Satire. Deswegen würde ich die Frage irgendwie mit „Ja!“ beantworten..
AB: Aber wenn Sie jetzt so die absolute Mehrheit bekommen, nach der nächsten Wahl, wie würde das denn hier aussehen in Bremen?
MM: Das kann ich Ihnen jetzt gerade hier nicht beschreiben, weil dann würden alle Angst bekommen.. nein, ich denke, es würde vermutlich genauso aussehen wie vorher.. Es ist so: Belgien, hatte vor ein paar Jahren ein Jahr lang keine Regierung, weil es keine Regierungsbildung gegeben hat. Das heißt, das Land wurde in der Zeit von Bürokraten regiert bzw. kontrolliert.. Das hat Belgien nichts ausgemacht, das heißt, es ist nicht explodiert.
Andererseits ist es zum Beispiel so, dass in Island, nachdem es dort große Probleme gab, in Reykjavik die Bürger dort Jón Gnarr gewählt haben – das ist ein isländischer Fernsehclown, ein Ex-Punker, mit einer diagnostizierten Lernschwäche – den haben sie zum Bürgermeister von Reykjavik gewählt, und Reykjavik ist auch nicht explodiert.. Das heißt, es ist wohl ganz gut da gelaufen.. (…)
AB: Aber Sie meinen es schon ernst, Bremerhaven zu verkaufen, wenn Sie die absolute Mehrheit haben?
MM: Das meine ich sehr ernst! Ich glaube, dass wir sehr viel Geld dafür bekommen!
AB: Alles klar. (…)