Bünde

Bünde – Die Stadt, die ihre besten Jahre nie hatte Bünde ist der Beweis, dass man eine Stadt gründen kann, ohne einen guten Grund zu haben.

In Bünde bleibt dir nichts. Außer uns. Und wir sind immerhin witzig.

Hier wurde nicht gebaut, weil man etwas wollte – sondern weil irgendjemand mal irgendwo aus Versehen stehen geblieben ist und gesagt hat: „Hier passt nix hin – machen wir ’ne Stadt draus.“

Die Innenstadt: Ein Mahnmal der Perspektivlosigkeit. Ein Beton-Krater mit einem ungesunden Verhältnis von Handyshops zu geschlossenen Bäckereien.

Die Schaufenster wechseln nur noch zwischen „Zu vermieten“ und „Wir sind dann mal weg“. Wer hier durchläuft, bekommt das Gefühl, in einem Apokalypse-Film zu sein – nur ohne Zombies, weil selbst die nichts mehr mit Bünde zu tun haben wollen.

Der ÖPNV: Die Busse in Bünde fahren zuverlässig – an einem geheimen Fahrplan vorbei. Jede Fahrt ist ein Abenteuer: Kommt er? Fährt er? Existiert er? Niemand weiß es. Am Bahnhof trifft man vor allem Menschen, die nicht wissen, warum sie hier sind – und Züge, die durchfahren, ohne die Stadt überhaupt wahrzunehmen.

Kulturleben: Das „Zigarrenmuseum“ ist kein Witz – sondern die kulturelle Spitze des Eisbergs, der schon lange untergegangen ist. Bünde kultiviert sein Erbe – also Tabak, Lethargie und die stille Hoffnung, dass jemand aus Versehen Netflix dreht. Theater gibt’s keins, aber dafür gibt’s Facebook-Gruppen, in denen sich Rentner über Fahrradfahrer aufregen. Ist ja auch was.

Politik: Die Kommunalpolitik in Bünde gleicht einem Planspiel – nur dass die Teilnehmer keinen Plan haben. Große Projekte scheitern an zu kleinen Visionen, und Entscheidungen dauern länger als jeder Berliner Flughafenbau. Der Stadtrat wirkt wie ein Klassentreffen von Menschen, die vergessen haben, warum sie mal kandidiert haben.

Spoiler: Wir auch. Wirtschaft: Früher: Zigarren. Heute: Existenzminimum. In Bünde entstehen keine Start-ups – nur Müdigkeit. Die Jugend zieht weg, die Rückkehrer bringen Depressionen mit. Einmal die Woche wird über „Wirtschaftsförderung“ geredet, was lokal bedeutet: „Wir streichen einen Kreisverkehr neu an.“

Soziales: Bünde hat alles, was man zum Leben braucht – wenn man sehr genügsam ist und keine Ambitionen hat. Soziale Wärme existiert, aber nur in Form von Glühwein am Weihnachtsmarkt, wo sich alle nochmal in die Augen sehen, bevor sie wieder ins geistige Koma zurückfallen.

Fazit: Bünde ist kein Ort. Bünde ist ein Symptom.

Ein Ort für alle, die vom Leben nichts mehr erwarten, aber trotzdem jeden Morgen aufstehen, weil sie zu höflich sind, einfach liegen zu bleiben. Ein Ort, der sich nicht entwickelt, sondern langsam zerfällt – in Frieden, in Stille, in kommunal genehmigtem Desinteresse.