Enger – Der feuchte Traum jedes Mittelmaß-Romantikers
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Willkommen in Enger, der Stadt, in der der Hund begraben liegt – und der Hund ist wahrscheinlich Mitglied im Heimatverein.
Hier pulsiert das Leben mit der Wucht eines Flachwasseraquariums. Der Ort hat alles, was man nicht sucht: Kreisverkehre ohne Ziel, Feste ohne Anlass und Menschen ohne Hoffnung auf Veränderung.
Stadt mit Herz?
Eher ein Infarkt im Regionalplan.
Enger wirbt mit Heimatgefühl – was eine nette Umschreibung dafür ist, dass hier alles so bleibt, wie es schon immer war: grau, passiv-aggressiv und maximal ambitioniert beim Frühschoppen.
Historie satt:
Enger rühmt sich mit Widukind, dem ewigen Wutbürger der Sachsenzeit. Ob der hier wirklich begraben liegt, weiß keiner – aber man tut so, als wäre er gleich ums Eck beim Combi gefallen.
Seitdem: Nichts mehr passiert. Außer ein paar Dorffesten, einem zu lang gewordenen Frühlingserwachen und einem Weihnachtsmarkt, der aussieht wie eine Thermomix-Party in der Kältekammer.
Innenstadt:
Ein begehbares Mahnmal an den Strukturwandel, den niemand bestellt hat.
Leerstände, ein paar „Lifestyle“-Läden mit Waren von 2006, und ein Optiker, der seit 30 Jahren denselben Kundenstamm bedient.
Tipp: Wer hier nach 18 Uhr noch Leben sucht, sollte es in der Kneipe neben dem Bestattungsinstitut versuchen – da wird wenigstens noch gelacht. Manchmal.
Verkehr und ÖPNV:
Verbindungen nach Bielefeld existieren – in der Theorie.
Die Buslinie ist wie ein Fabelwesen: Man hat davon gehört, aber keiner hat sie je gesehen. Wer aus Enger raus will, braucht entweder ein Auto oder eine Nahtoderfahrung, die das Leben grundsätzlich hinterfragen lässt.
Jugend in Enger:
Die besten Jahre vergehen im Skatepark oder beim Rumstehen in Bushaltestellen – mangels Alternativen.
Enger ist ein Ort, an dem selbst Graffiti depressiv wirken. Wer hier bleibt, ist entweder familiär erpresst worden oder hat beim Googeln aus Versehen die falsche Richtung eingeschlagen.
Digitalisierung:
Hier glaubt man noch, dass „die Cloud“ ein Problem für Landwirte ist.
WLAN im Rathaus? Gibt’s. Wenn der Praktikant das Kabel wieder richtig reingesteckt hat.
Online-Terminvergabe funktioniert – mit ein bisschen Glück, Geduld und einer Zeitmaschine.
Stadtpolitik:
Der Stadtrat trifft sich regelmäßig, um einvernehmlich zu bestätigen, dass alles schon irgendwie okay ist.
Engagement? Ja, beim Kaffeekränzchen der Seniorenunion.
Neue Ideen werden so lange zerredet, bis sie klingen wie ein Lied von Andrea Berg.
Fazit:
Hier lebt es sich ruhig. Sehr ruhig. Manchmal beunruhigend ruhig.
Aber hey – die Parkplätze sind kostenlos, und das ist für viele hier schon Fortschritt genug.