Pflegefachkräfte wieder einfangen?
Liebe Landsbergerinnen und Landsberger,
Der Landkreis Landsberg am Lech hat ein neues Projekt gestartet, eines zur Rückgewinnung von Pflegefachkräften. Auf der Website des Landkreises heißt es dazu:
„Unter welchen Voraussetzungen würden Sie in den Pflegeberuf zurückkehren?
Der Landkreis Landsberg am Lech setzt sich aktiv mit dem anhaltenden Fachkräftemangel im Bereich der Pflege auseinander. Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege unterstützt das aktuelle Projekt des Landkreises, das darauf abzielt, ehemalige Pflegefachkräfte zurückzugewinnen, um die pflegerischen Versorgung zu verbessern.
Der Fokus des geförderten Projekts liegt auf der Rückgewinnung von Personen, die den Pflegeberuf verlassen haben. Um die Beweggründe für den Ausstieg genauer zu verstehen, werden Interviews mit ehemaligen Pflegefachkräften durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Gespräche dienen als Grundlage für die Identifikation potenzieller Verbesserungen der Arbeitsbedingungen. Dabei werden insbesondere die Einrichtungen im Landkreis mit einbezogen.
Eine offene und auf Augenhöhe geführte Kommunikation ist dabei von entscheidender Bedeutung. Der Landkreis Landsberg am Lech ruft alle ehemaligen Pflegefachkräfte dazu auf, sich aktiv am Projekt zu beteiligen. Die Erfahrungen und Meinungen derjenigen, die aus dem Pflegebereich ausgeschieden sind, sind von herausragender Bedeutung und dienen als treibende Kraft für das gesamte Projekt.“
Erstmal ist es ja schön zu lesen dass man sich „aktiv mit dem anhaltenden Fachkräftemangel“ auseinandersetzt. Wie das Auseinandersetzen genau aussieht bleibt etwas nebulös.
Und es ist natürlich toll dass versucht wird ehemalige Pflegekräfte zurückzugewinnen. Vermutlich ginge das durch ein entsprechend gestaltetes Angebot mit vernünftiger Bezahlung, flexiblen Arbeitszeiten und so was. Kann auch sein dass solche Angebote schon gemacht wurden, wir können ja nicht alles wissen.
Zum Glück wissen ja alle wie’s geht und wir auch nicht, aber die Projektbeschreibung hat bei uns doch ein leichtes Schmunzeln bewirkt. Es ist zwar löblich dass ehemalige Pflegefachkräfte befragt werden sollen, nach dem Motto „Was ist schief gelaufen?“ und dass danach Aktionen definiert werden sollen um irgendwas besser zu machen, aber das klingt schon so gaaanz bissi nach: „Und wenn ich nicht mehr weiterweiß, dann bild‘ ich einen Arbeitskreis“.
Und vor allem gibt es ja schon Studien genau zu diesem Thema wie zum Beispiel die folgenden:
https://www.aerzteblatt.de/archiv/88231/Krankenhaeuser-Was-Pflegekraefte-unzufrieden-macht
Gut, das waren jetzt nur die Ergebnisse einer zweiminütigen Internetrecherche, aber da stehen schon u.a. Themen drin wie Verdienstmöglichkeiten, Wertschätzung, Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Es ist wahrscheinlich sehr sinnvoll wieder Geld auszugeben um sich das bestätigen zu lassen was in anderen Studien schon steht. Vor allem hat man dann mehr Zeit um Maßnahmen festzulegen und die Klatschzeiten besser zu koordinieren.
Natürlich wissen wir auch dass der Landkreis nicht die rechtlichen Rahmenbedingungen des Pflegeberufes festlegt (was die Aufgabe der letzten und aktuellen Bundes- und Landesregierungen gewesen wäre die hier kläglich versagt haben), aber es ist sich sicher eine richtig richtig gute Idee Geld für Informationen auszugeben die schon da sind.
Die Idee ist wahrscheinlich noch viel besser als dieses Geld vielleicht gleich direkt in die bestehenden Arbeitsverhältnisse und deren Bedingungen zu investieren.
Außerdem möchten wir anmerken dass es eigentlich üblich ist im Falle einer Kündigung immer ein Kündigungsgespräch zu führen (Überraschung: machen z.B.: mehr oder weniger alle Unternehmen so), d.h. die Infos die jetzt nachträglich eingeholt werden, müssten eigentlich schon vorliegen.
Wie gesagt, wir sind ja auch keine Pflegefachkraftpersonalverantwortungsspezialisten, aber wenigstens stellen wir fest dass andere auch nicht so ganz wissen wie’s geht.
Bleibt zu hoffen dass ehemalige Pflegefachkräfte überhaupt Lust haben bei dem Projekt mitzumachen, nicht auszudenken wenn das nicht der Fall wäre, dann könnte man ja keine potentiellen Verbesserungen der Arbeitsbedingungen ermitteln. Und dann könnte man die Infos (die ja schon vorliegen) ja gar nicht in eine Excel Liste eintragen um dann dahinter zu schreiben was man nun lassen, äh tun soll. Und „potentielle Verbesserungen“ was genau soll das denn heißen? Muss dann etwa durch ein weiteres Projekt, noch das Potential von Maßnahmen wie z.B.: „wir erhöhen die Wertschätzung“ ermittelt werden um sich dann zu überlegen ob man die Maßnahmen überhaupt umsetzt?
Wir hätten da einen grandiosen Vorschlag: jährliche Mitarbeitergespräche mit nachhaltiger Verfolgung der Maßnahmen und Überprüfung der Wirksamkeit. Wenn es das schon geben sollte, dann funktioniert das wohl offensichtlich noch net so ganz.
Ach so: hier noch der Link zum Landkreisprojekt:
Einen haben wir noch: vielleicht wäre es mal an der Zeit den Leuten die sich um Andere kümmern mehr zu zahlen als ein Durchschnittsgehalt von ca. 3650€ Brutto und dafür z.B.: den Verdienst von Vorstandsmitgliedern von durchschnittlich 4 Millionen€ auf unter 2 Millionen€ zu senken? Jetzt werden Sie denken „ach nee, schon wieder so ein linker Schmarrn“ aber vermutlich ist es mehr wert die Produktion von Blechschüsseln und SUVs zu lenken, als dafür zu sorgen dass pflegebedürftige Mitmenschen gut versorgt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Der Vorstand Ihrer PARTEI Ortsverband Landsberg am Lech
https://www.medi-karriere.de/medizinische-berufe/pflegefachkraft-gehalt/