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Samstag, 10. Juni 2017

Mauer des Monats

In dieser neuen Kolumne wird jeden Monat eine Mauer unserer Wahl vorgestellt, denn wir wollen keine Mauer ausgrenzen oder an die Wand stellen. Um die fachliche Richtigkeit dieser Kolumne zu gewährleisten, entsteht sie in Kooperation mit Florian Bethe, dem Architekten der Mauer der Liebe.


The Wall

Jetzt gibt es was auf die Ohren! Die PARTEI Martin-Sonneborn-Stadt präsentiert auch in dieser Ausgabe von „Mauer des Monats“ wieder ein meisterliches Bauwerk aus Kalkstein, Beton und Naturstein-Verlegemörtel. Genauer gesagt wird diesen Monat „The Wall“ von der britischen Rockband Pink Floyd rekonstruiert. „The Wall“ wurde 1979 veröffentlicht und ist als Konzeptalbum angelegt, das die Geschichte des Musikers Pink erzählt: Teil der Live-Show ist der spektakuläre Aufbau (Hurra!) einer großen Mauer und deren Abriss (Nicht-Hurra!) am Ende der Show. Insgesamt wurde das Album mehr als 50 Millionen Mal verkauft und steht in vielen Wohnzimmern, und mit etwas Glück gelingt uns das auch mit unserer Mauer.

Vorweg natürlich wieder die Preise der Baustoffe, die sich am normalen Marktpreis orientieren: Je Tonne Kalkstein, denn die Mauer soll nicht nur stabil stehen, sondern auch als ästhetisches, graues Landschaftselement das Grenzgebiet verschönern, wird ein Preis von 200 Euro anfallen, für jeden Kubikmeter Beton werden 100 Euro gezahlt und jede Tonne Naturstein-Verlegemörtel kostet 330 Euro. Alle Baustoffe werden natürlich im Vorfeld von PARTEI-eigenen Gutachtern in Augenschein genommen und ihre sehr gute Qualität sichergestellt, denn der Mauerbau liegt uns als PARTEI im Blut. Pfusch am Bau wird es mit uns nicht geben!

Zu den Maßen der Mauer, die sich an den Maßen der Performance von 1990 auf dem Potsdamer Platz in Berlin orientieren: Die Mauer ist 80 Meter lang, einen Meter breit und 25 Meter hoch, dazu kommt ein Fundament von einem Meter Tiefe. Die Anzahl der Maurer liegt bei 150 Personen, was in etwa auch der Anzahl der Roadies bei einer großen Welttournee wie von Pink Floyd entspricht. Alle Maurer erhalten einen Stundenlohn von 50 Euro, denn das Showgeschäft ist schließlich keine Spaßveranstaltun und außerdem nicht billig! (Sonst wirds nämlich billig, und das wollen wir ja nicht!)

Kommen wir zum grundlegenden Anfang, dem Fundament: Das Fundament hat ein Volumen von 80 Kubikmetern und wiegt stattliche 176 Tonnen. Der reine Materialpreis für den Beton beträgt 17.600 Euro, zu dem Lohnkosten von 4.000 Euro für die insgesamt 80 Arbeitsstunden kommen, woraus sich schlussendlich Gesamtkosten von 21.600 Euro ergeben.

Das Fundament allein ist natürlich schon ein guter Anfang, aber es fehlt noch etwas Existentielles: Steine. Denn was ist eine Mauer ohne Steine? Richtig, keine Mauer! Daher heißt es also: All in all it’s just another brick in THE WALL. Die Steine haben eine Ansichtsfläche von 4.000 Quadratmetern und ein Gewicht von 2.000 Tonnen, woraus sich ein reiner Materialpreis von 400.000 Euro ergibt. Dazu kommen für die 16.000 Arbeitsstunden noch Lohnkosten von 800.000 Euro, was die Summe von 1,2 Millionen Euro an Kosten ergibt. Wiederum dazu kommen noch die Kosten für die 900 Tonnen Naturstein-Verlegemörtel, der gleichzeitig zu den Steinen mit verlegt wird, von 297.000 Euro. Da die Mauer nur einen Meter breit ist, wird auf eine Verfüllung verzichtet, wodurch logischerweise auch keine weiteren Kosten anfallen.

Natürlich haben die Arbeiter auch Anspruch auf Urlaub, denn es soll am Ende ja kein Maurer mit Taubheitsgefühlen im Sessel hängen und nicht schuften müssen, als wäre der Teufel hinter ihm her. Insgesamt ergeben sich so 2.412 Urlaubsstunden, also 16,08 Stunden oder rund 2 Arbeitstage Urlaub pro Maurer, was Lohnkosten in Höhe von 120.600 Euro nach sich zieht, denn wie schon eingehend erwähnt: das Showgeschäft ist nicht billig.

Die Gesamtkosten für die Mauer liegen bei 1,63 Millionen Euro und die Arbeitszeit beträgt 16.080 Stunden, ergo würde der Bau 0,074 Jahre dauern, was bei einer Laufzeit des Albums „The Wall“ von rund 81 Minuten heißen würde, dass das Album 4801,7 Mal am Stück gehört werden würde, bis THE WALL fertig wäre.

Wir schließen also mit dem Fazit, dass man nach dem Abschluss dieses Baus wahrscheinlich das Album perfekt nachsingen kann und unter Umständen irgendwo auf der dunklen Seite des Mondes versickert, aber dies steht in keinem Verhältnis zu den enormen Zugewinnen, die man durch dieses Bauwerk hat, denn damit können Sie Ihren inneren Faschisten einsperren! Wir weisen an dieser Stelle außerdem darauf hin, dass wir keinerlei Garantie geben können, dass eine Klage auf Einriss durch Verwandte oder Ehepartner vor Gericht nicht Bestand haben wird! Ansonsten aber wird diese Mauer für immer bleiben, was im Gegensatz zu den 81 Minuten Laufzeit des Albums sehr viel ist.

Daher schließen wir damit, dass diese Mauer sehr gut ist und dieser Plan unsere Unterstützung zur Umsetzung sicher hat, getreu dem immer wieder gern gehörten Demo-Gesang der PARTEI: Ho!-Ho!-Hoch mit der Mauer!

Zu allen Ausgaben dieser Kolumne geht es hier.