Der Weg zur Macht – Impressionen aus dem Wahlausschuss

VP Ich

Freitag, der 13. März,  9.50 Uhr MESZ im Sitzungssaal 237, Stadthaus 1. Als Die PARTEI triumphalen Einzug hält, ist Rainer Kahrs vom Bremischen Staatsrundfunk bereits mit einem Kamerateam anwesend. Ich füge mich seufzend in den Personenkult, doch die zwangsfinanzierten Systemmedien setzen (heute noch!) aufs falsche Pferd und wollen nur mit der AfDsprechen. Weder mir noch meinen aus allen Ecken der Stadt angereisten PARTEIgenossen ist dieser Affront entgangen. Das wird Folgen haben. Gott vergibt, Die PARTEI nicht!

Die NPD hat die zu ihr passende Vertrauensperson offenbar an einer Demenz-Bushaltestelle entdeckt und direkt ins Stadthaus gebracht. In einem gräßlich geblümten Kleid verharrt sie regungslos vermutlich bereits seit 5.45 Uhr und wird später auch auf Fragen des Sitzungsleiters nicht reagieren. Die VP von Grünen, Linke, Piraten (Jack Sparrow) und Tierschutzpartei (Horst das Schredderküken) sind nicht anwesend.

Nach kurzem Vorgeplänkel fordert der Beisitzer Schenck, endlich die Löwen reinzulassen und der Ausschussvorsitzende kommt zur Sache: Die Wahlvorschläge von SPD, CDU, AfD und BIW weisen Mängel auf. Erstere drei seien nicht in geheimer Abstimmung zustande gekommen.
Antwort SPD: „Doch doch, das war alles total korrekt. Das hat mir der Ortsverbands-Vorsitzende extra gesagt.“
Antwort CDU: „Der Einspruch des Bewerbers kam zu spät. Ätsch!“
Antwort AfD: „Ich weiß, wer das war. Der war eh voll doof und wir haben ihn irgendwann rausgeschmissen.“
An der Abstimmung für den Wahlvorschlag der BIW war ein nicht stimmberechtigtes Mitglied beteiligt. Von ursprünglich 14 Kandidaten fliegen deshalb 12 von der Liste. *dämonisches Lachen*

Der Ausschuss erbittet eine Lese- bzw. Tuschelpause, um die Unterlagen der Parteien einzusehen. In meinem Kopf spielt rund zehn Minuten lang die Pausenmelodie von Jeopardy.
Es folgt die Abstimmung über die Ablehnung der Wahlvorschläge. Ausschussvorsitzender: „Das heißt, wenn sie mit Ja stimmen, sind sie gegen die Liste“. Klingt irgendwie vollkommen logisch.

Nach einer Stunde bequemt sich auch der Vertrauensmann der Linken zu kommen. Ich möchte ihm sagen „die Abstimmung war schon, ihr seid raus“, dann sagt genau das CDU-Mann Ravens zu ihm. Kaum hat der Wahlkampf begonnen, werden unsere Ideen auch hier schamlos geklaut.

Da Die PARTEI jegliche dummen Fragen bezüglich ihrer Kandidatenliste bereits im Vorfeld rigoros unterbunden hat, werden wir einstimmig durchgewunken, ebenso die uns unterstellten Blockparteien. Der Weg zur Macht ist frei. Mit sieben Kandidaten schicken wir mehr Bewerber in die Bürgerschaftswahl als die FDP, mehr als AfD und Piraten zusammen und nur einen weniger als die CDU. Zum Ende der Sitzung um 11.20 Uhr führt die Genossin Niehaus bereits erste Gespräche mit möglichen Steigbügelhaltern.

Um 14 Uhr folgt die Sitzung für die Wahl zur Stadtverordnetenversammlung. Die
gleiche Prozedur in der Hälfte der Zeit. Einziger Unterschied: Die VP der NPD trägt statt ihres grässlich geblümten Kleids eine grässlich geblümte Bluse und spricht sogar einen Satz, der aber belanglos bleibt.