Mauerlyrik

In dieser Kolumne kommentiert unser Kolumnist Hendrik Bammel alle vier Wochen die aktuelle Weltgeschichte, und zwar in einer besonderen Form der lyrischen Äußerung. Wenn Sie einen besonderen Wunsch oder eine Anregung haben, schreiben Sie auf Twitter an @hendrikb4mmel.


Wir kennen und nutzen es alle – und doch ist es für uns alle Neuland: Das Internet. Es ist dieser wunderbare Ort in der digitalen Welt, an dem jeder mit jedem vernetzt ist – ob man nun will oder nicht. Und weil dieser Ort so wunderbar ist, sind die folgenden Zeilen und Verse dir gewidmet, Internet.

Internet, oh Internet,
du wunderbares Neuland,
bringst Daten schnell von A nach B,
weißt Dinge, die sind allerhand.

Viele Menschen tummeln sich in dir,
bist für ihren Austausch Plattform und auch Quelle,
was man sich einst in Briefen schrieb,
geht heute auf die schnelle.

Und was du bringst,
liegt an den Menschen,
wer wird es ihnen schon verdenken:
sie leben ihre Laster aus,
ihre Triebe sind nicht mehr zu lenken.

Anonymität,
das ist das Schlagwort,
oh Internet,
moderner Tatort.

So schreibt dir nun ein „Mister X“,
von deiner Mutter weiß er eigentlich nichts,
dass er sie wird gleich ficken.
Er schimpft dich als den Hurensohn
und wähnt sich auf digitalem Thron.

So spricht das digitale Pöbelproletariat,
auf seine ganz besondere Art,
das nicht jeder mag verstehen,
doch ist es kein Versehen.
Man kann und will auf keinen Fall,
den Kürzeren hier ziehen.
Der Trend, der Hype, er pusht sich high,
man bimst so hart am be-en.

Darunter leidet ganz akut,
das Deutsch nach diesem Konrad Dude,
Doch wer nicht lebt in der Vergangenheit,
Den kümmert dies nicht ganz so weit.

Doch Internet, oh Internet,
Warum bleibst du ein Neuland?
Die Antwort darauf ist sehr leicht,
So Weit und Breit bekannt.
Wenn man in Deutschland eines kennt,
dann dass man den Breitbandausbau hat verpennt.

Das Internet, es reicht doch aus,
man muss nicht Wochen warten.
Und außerdem, so graust es mir,
Kommt jenes Kabel dann in meinen Garten!

Digitalisierung?
Was soll das sein?
Wo liegt darin der Nutzen?
Arbeit darf nicht einfach sein
Und man muss Klobrillen mit Zahnbürsten putzen!

So kommt und ist ein Groll,
der leider wird nichts bringen.
Denn der digitale Hype,
wird uns jetzt nicht überspringen.

Nun sind wir jetzt schon mittendrin,
Technik und Sprache wandern schon vor uns hin.
Drum sollte man sich nicht verschließen,
und lasse dieses Wunder sprießen.

Nun Internet, oh Internet,
bist anderswo schon weit,
Doch bis du ganz in Deutschland bist,
Das braucht noch seine Zeit.


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