taz lesen ist das Letzte
Eine Erwiderung auf Martin Kaul.
Sie machen auf konservativ oder progressiv, sind zynisch und nennen sich Partei. Sie denken, das sei Politik.
Mit diesen Dinosauriern ist kein Staat zu machen.
Klar kann ich einen Luftballon aufblasen und dann sagen, ich hätte die Welt verändert. ich kann auch die Grünen wählen und mir einreden, etwas für die Umwelt zu tun. Das kann ich alles machen. Ich bin dann eben: ein dekadenter SUV-Fahrer, der sich selbst dafür feiert, Bio-Eier zu kaufen.
Es ist gespenstisch: Als gäbe es nichts zu bereden, scheint die FDP derzeit im – nennen wir es abschätzig – „neoliberalen Milieu“ immer neue Geldgeber zu finden. Die Straßen sind gepflastert mit Wahlwerbung von einem Polit-Clown im Feinripp, und selbst in der taz erklärt am 14. September ein Martin Kaul, warum er nichts von Demokratie hält.Überschrift: „Elitär, bourgeouis und amoralisch“.
Es ist auch elitär, bourgeois und amoralisch, denn die ernstgewandte Zugewandheit der taz zu Die Linke steht für die Verlorenheit einer Gesellschaft, die längst resigniert hat und die sich so irrelevant sieht, weil sich eh nichts ändert.
Joviale Pose der Besserwisser
Demokratie zu verachten ist keine Haltung. Es ist snobistisch und dekadent (achja, FDP-Westerwelle…) und zu bekämpfen. Es ist die Welt der unsympathischen Leute, die an der Käsetheke so lange immer das Gleiche wählen, weil sie gar nicht merken, daß sich damit nichts ändert. Es ist die Welt der Dinosaurier. Aber die Dinosaurier sind ausgestorben. Man darf da mitmachen; und wenn man schon nicht mitmacht, dann sollte man einer Partei eine Stimme geben, die moderne Turbopolitik macht.
Zum Beispiel keiner der „großen“ Parteien, die Kompromisse bis zur Selbstverleugnung eingehen, weil sie so an der Macht bleiben; oder eben einer kleinen, obskuren partei, die niemals Kompromisse ohne finanzielle Anreize eingehen würde. In dieser Partei arbeiten Menschen, die mehr Anerkennung verdienen als die joviale Pose der Besserwisser der taz, deren einzige Erfüllung es ist, sich über andere zu erheben.
In ihrem Kern verachtenswerter als die SPD
Diese Pose elitären Besserwissenstum ist gerade deshalb so bourgeois, weil sie sich nicht dafür in Anspruch nehmen läßt, relevant zu sein. Sie ist weder links noch rechts, noch unten, weil es rein um die Macht geht. Sie ist oben. In ihrem moralischen Gestus ist sie letztlich amoralisch. Und das interessante an ihr ist: Je mächtiger sie wird, desto elitärer ist sie. Und damit ist sie in ihrem Kern verachtenswerter als diejenigen in der SPD, die für Martin Chulz als Kanzler kämpfen.
Die SPD ist die Partei des Willy Brandt und Helmut Schmidt, die heute einen Ex-EU-Parlamentspräsidenten mit offensichtlicher Amnesie ins Kanzlerduell schickt, auf daß dieser für mehr Bewegung in Europa spricht. Das gilt es zu bekämpfen.
Alles ist ehrenwerter
Die etablierten Parteien binden also Menschen, die eigentlich etwas Wichtiges tun sollten. Es mangelt ihnen nicht an finanziellen Ressourcen, überall im Land Plakate aufzuhängen und Zeit zu investieren für die Beschwörung des Status Quo. Und so macht sie eine Kaste alter Politiker eine Freude daraus, in einer Zeit für sich zur Wahl zu rufen, in der es dringend einen neuen Politikstil braucht. Während der rechte Flügel sich im Parlament, inklusive SPD, Grüne und Sahra Wagenknecht, organisiert, fällt vielen vermeintlich linksintelektuellen Spaßböldchen nichts Besseres ein, als für die taz zu schreiben, statt sich für Die PARTEI einzusetzen.
Da sind zum Beispiel die, die mit geringer Aussicht auf Erfolg für Die PARTEI einen der hinteren Listenplätze belegen; das sind auch all jene politischen Streiter, die für welches Pöstchen auch immer für Die PARTEI kämpfen. Das ist alles ehrenwerter als sich für gutes Geld für eine Altpartei einzusetzen.
Was hast du getan, als die AfD ins Parlament kam?
Nein, lieber Kollege Kaul. Man kann einfach jetzt etwas Richtiges wählen, es wird sich nie falsch anfühlen. Man kann sein Kreuz bei der Die PARTEI machen – das ist Politik ohne Haken! Es geht um Deine Wahl, Martin Kaul, und um Deine Verantwortung, und dann, irgendwann, also falls, werden wir Dich fragen: „Was hast Du gemacht, als die 2017 die AfD ins Parlament kam?“ Und Du wirst uns antworten müssen: „Ich habe ihren Koalitionspartner, die CDU, gewählt.“