Wir drehen uns im Kreistag

30. Mai, noch 2 Tage bis zum 9 €-Ticket. Während Sylt zittert, bewegt der Kreis die Welt.

Ohne Frage ist, dass Die PARTEI standesgemäß zum Stadtradelzirkus vollzählig zur Sitzung mit dem Veloziped angereist ist. Erste Forderung des Tages: Mehr Rückenwind im Kreis Groß-Gerau!

14:04 h. Da hätten wir ja auch langsamer strampeln können. Frau Lehrerin drängelt nicht zur Sitzung. Hat anscheinend auch keine Lust. Ansonsten allgemeine Partystimmung, auch wenn viele fehlen (Affenpocken?).

Applaus brandet auf, als die Hochzeit zweier Kreistagsmitglieder bekannt gegeben wird. sPD und Linke. Ist das der Versuch der Linken, den Fortbestand zu sichern? Wir halten euch auf dem Laufenden.

Frau MR zwischenzeitlich selbst verwirrt. Wegen der Tagesordnung.

Die sPD bleibt weiter witzig, macht Nicht-Heiratsanträge an die Vorsitzende. Der Sprechende hat wohl nicht verstanden, dass sie mit Nachahmen vielleicht das parteiübergreifende gemeint hat. Also, das denken wir zumindest.

Eigentlich möchte der Herr aber was zur Lastenräderrichtlinie sagen. Bitter nötig, wo Büttelborn auf dem letzten Platz der Kommunen beim Stadtradeln ist. Der Kreis Groß-Gerau möchte die Förderrichtlinie für Lastenräder neu aufleben lassen. Eine Unverschämtheit. 1000 Euro für Fahrzeuge, die unsere Verkehrsinfrastruktur verstopfen. Aber auch nur, wenn es E ist, sonst 100 Euro weniger. Dabei wissen wir doch: wenn etwas E ist und die Straßen verstopfen hilft, dann nennt man es Auto und das geht nicht unter 3000 Euro.

Die Volksfront von Judäa will die Mittel verdoppeln. Spannend ohne Haushalt.

Jetzt geht’s um saure Gurken. Die Volksfront von Judäa (oder die judäische Dings) fängt mit einem weiten Bogen über Corona an. Und schon haben wir den Gurkensalat. Veterinäramt, dies das und viel mehr. Wie wir erfahren, sind Gernsheimer Listerien nicht tödlich. Und wir brauchen schnellverfügbaren Alkohol. Für die Zukunft. Uns kann das selbstredend nicht passieren, Zuprostsmiley. Zur Entspannung gönnen wir uns eine Gurkenmaske. Oder Kartoffelsalat mit Gurken zum Abendessen.

Alles in allem eine lange Geschichte, wir entscheiden uns, ein wenig wegzudösen. Auch die €dU lässt sich ablenken und zockt Solitär. Wenn das die Beraterfirmen wüssten.

Eine weitere Wortmeldung. Die judäische Volksfront (vielleicht auch die Volksfront von Judäa). Nichts neues, auch sie tragen Gurken nach Gernsheim.

Klar, die AfDings wirft auch noch Gurken in die Salatschale, mit anklagendem Unterton, versteht sich. Ein Rundumschlag gegen Veterinärmediziner:innen im Kreis. Tierisch langweilig.

Für die nächste Sitzung beantragen wir ein Opernglas für Frau MR, die die Abgeordneten der €dU nicht aus der Ferne unterscheiden kann. Keine Sorge, wir auch nicht. Im Anschluss wird das Gurken-Gate auch von der €dU kritisiert. Ist schon wieder irgendwo Wahlkampf? Entsprechend angeheizte Zwischenrufe. Das wird wohl noch was dauern heute.

Es gäbe keine Kontrollkultur im Kreis. Das lassen wir mal für sich stehen und fragen uns stattdessen: Sollen wir den Namen des:der Abgeordneten mal laut rufen, der:die während der Sitzung Solitär spielt?

Dann noch Grün. Deutlicher hinschauen klingt netter als Kontrollkultur, aber eigentlich möchten alle das Gleiche. Vermutlich auch die Linke. Und die möchte nicht nur über Gurken, sondern auch über Schatten springen. 15:12 h, der Landrat hat jetzt auch Redelust. Wundert uns, wir haben ja eher so die gegenteilige Reaktion und halten die an dieser Stelle für sehr gut. Er holt jetzt als Rache auch sehr weit aus. Seufz.

Wir schlagen vor: die Koalition rotiert als Vorkoster:innen, um die nächsten Skandale zu verhindern. Fertig.

Anerkennung der Wiederholungswahl, die €dU hat was dagegen, wen wundert’s, sie sind ja einer weniger jetzt. Raunheim wird nochmal aufgebracht. Klingt ein bisschen trumpesk. Man will sich enthalten. Die Wiederholungswahl wird aber angenommen. Noch mal wiederholen wollen wir nicht. Einmal reicht. Damit ist die Latte für die Berliner sehr hochgelegt, wenn sie versuchen, die Bundestagswahl etc. nochmal durchzuführen. Groß-Gerau wie immer mit der Nase vorn.

Dann wird gemonitored: Mehr biologische Lebensmittel in der Gemeinschaftsverpflegung. 80% waren geplant. Das verblüfft ein bisschen, da wir davon ausgehen, dass so ziemlich alle Lebensmittel biologisch sind. Was soll man unbiologisches essen? Pappe? Selbst die ist biologisch. Holz und so. Auf der anderen Seite: 80% – das lässt noch 20% für McDonalds übrig.

Wir hauen uns derweil ne Grillfackel vom Aldi aufs Feuer. Mit Regenwaldkohle und russischem Gas. Die Antwort der €dU dazu: Upgrade von Solitär auf Sudoku. Wir schlagen mehr Gurken für die Bio-Gemeinschaftsverpflegung vor. Nicht aus dem geplanten schnellen Gurkenbrüter, versteht sich. Auch bio ist bei den Redner:innen leider sehr gefragt. Ein langer Tag… Wir haben alles längst zur Kenntnis genommen, interessiert nur niemanden.

Die Volksfront von Judäa (oder so) tut sich weiterhin schwer mit dem Gendern.

Die Spaßpartei und die Judäische Volksfront oder die Volksfront von Judäa – solange uns keiner Lerchenzungen verkauft, können wir die einfach nicht auseinanderhalten – möchte eine Fahrschule für Kinder errichten. Lassen. Da sollen 12 – 17-Jährige dann Auto fahren lernen. Allerdings soll das ein privater Investor machen, damit auch nur die Klientel der Spaßpartei sich das Vergnügen leisten kann. Wie immer an der Realität vorbei: Wir sind hier auf dem Land, da fahren die Jugendlichen doch sowieso alle schon. Derweil wird anderswo auf Tetris aufgerüstet, soll wohl die Parkplatzsuche symbolisieren.

Die Grünen machen sich ein bisschen lustig über die Planwirtschaft der fdP, wir können beruhigt weiter grillen. Führerscheine geben dann alle aus der Koalition beim Rausgehen schon mal ab, um mit gutem Beispiel voranzugehen. Ja zum Fahrtrainingsgelände, Nein zum Fahrtrainingsgelände.

Nun geht es um Unterkünfte für überregionale Auszubildende des Gerüstbaus. Die fdP plant schon wieder Wirtschaft. Andere sind aus Gründen dagegen. Der Landrat spielt ein bisschen Erklärbär. Ja zu Unterkünften, Nein zu Unterkünften. Können die Gerüstbauer die Unterkünfte nicht einfach im Rahmen ihrer Ausbildung selbst bauen? Problem gelöst, Kosten reduziert. Gern geschehen. Oder wir bauen den Verkehrsdings für Jugendliche direkt neben die Berufsschule, dann können die Auszubildenden abends in den Autos übernachten. Eine Win-Win-Situation.

Wirklich wichtig: Frau MR zu Weihnachten ein Opernglas schenken!

Die €dU braucht hingegen mal wieder eine Bedarfsanalyse. Kennt sicher gute Berater:innen, die das extern erledigen können. Fragt auch nach weiteren Gewerken – wäre praktisch, baut es sich noch schneller…

Jetzt Lehrkräfte an Schulen für Sozialpädagogik. Die €dU hat ausgespielt und ist dann sofort gegangen. Spannend. Der Änderungsantrag der fdP ist betont spaßig, wer hätte das gedacht. Bei den Ausführungen der Linken fallen die Begriffe Heisenberg und Quereinsteiger. Wieso müssen wir plötzlich eher an Drogenköche denken als an Sozialpädagogik?

16:29 h. Wir fühlen uns langsam wie in Leverkusen. Nur hier gibt es mehr Spaßanträge, Zwinkersmiley.

Generelle Verwirrung. Alle sind müde. Menschen verlassen vor dem AfDings Antrag schwarenweise den Raum. Frau H. wird heute ständig von Frau H. ersetzt. Mehr hessisch, der gleiche „Inhalt.“

Der Antrag: „Ausarbeitung einer Handreichung als Unterstützung der Kreiskommunen zur raschen und vor allem kreisweit einheitlichen Umsetzung des Online-Zugangs-Gesetzes“. Boah, so kann man das doch nicht nennen. Das muss pfiffiger werden. „Der schnelle Klick in Groß-Gerau“. Worum geht es? Corona hat den Umgang mit den Behörden so schwierig gemacht. Man muss sich vorher anmelden! Maske tragen! Nicht krank hingehen! Uiuiuiuiui! Und deswegen: mehr online! Die Meldebehörden müssen digitalisiert werden! Wobei: das stellen wir uns wieder interessant vor. Wie digitalisiere ich meine Meldebehörde? Alle Mitarbeiter setzen sich auf den Scanner und dann wird eingescannt?

Hui, die €dU repliziert. Seit wann machen wir das? Ah, um die AfDings zu maßregeln. Man neigt zwischen den Zeilen zum Loben des Kreises. Fazit: Nein zum Antrag.

Jetzt wird es festlich, der Landrat kriegt Blumen und muss schwören. Frau MR hält keine Laudatio, sagt sie (16:39 h). Sagt aber dies, das (bis 16:45 h).

Der Landrät:in bedankt sich. Neue Erkenntnis: Landrät:in sein ist ein Hobby. Das merken wir uns.

Jetzt noch die Verpflichtung. Alles amtlich nun. Können wir jetzt gehen? Nein, Redebeiträge. Geschenke. Olivenbäumchen von den Grünen. Echt jetzt? Die Klimaerwärmung lässt grüßen.

Nu is aber auch gut.