Nummer 5 lebt

Ho ho ho. Die Weihnachtssitzung. Unser fünfter Kreistag. Es gibt viele Veränderungen bzw. das Gegenteil zu feiern. Zum Beispiel die Nicht-Wahl des Adels zum Landrat. Wir verweisen hier auch gerne noch einmal auf den nicht unwesentlichen Anteil unserer Kandidatin an diesem Erfolg.

Und es bleiben Fragen offen: Hängen die Köpfe der €dU-Abgeordneten wegen des Nicht-Landrats aus ihren Reihen, der Nicht-Wahl ihres Bürgermeister-Kandidaten in Gi-Gu oder wegen der Wahl des ultra-modernen Erneuerers und Endlich-Vorsitzenden der €dU, F. „Der Reformator“ Merz? Wir wissen es nicht, alte weiße Männer reden ja nicht gerne über ihre Gefühle. Aber wir freuen uns schon auf die 80er Jahre, die zurückkehren. Oder die 70er. Wenn AfD und €dU im Bundestag nebeneinandersitzen, ist vielleicht noch mehr Vergangenheit möglich.

Durch den Raum schwirren wilde Spekulationen (leider kein Spekulatius) und wir bemerken, dass wir nicht die einzigen sind, die bereits wetten, was der Noch-Bürgermeister, der kein Landrat wurde, in Zukunft wohl machen wird. Zurück zur Polizei? Ein Pöstchen in der Landeshauptstadt? Wir bleiben gespannt. Bisher konnte noch jeder Politiker ohne Posten mit einem versorgt werden. Hat Brüssel noch Platz?

Den Preis für das schickste Jackett bekommt Herr T. aus der Verwaltung. Wir sind schockverliebt.

Keine Debatte. Das nervt, denn es bleibt keine Zeit zum Tippen. Frau MR findet uns lustig. Also bitte! Dazu bleibt eigentlich auch keine Zeit bei der Abhandlung von 29 Punkten mit Unterpunkten in gefühlt unter 15 Minuten. Chapeau, Frau Vorsitzende. Merken: nächstes Jahr schnelles Abstimmen trainieren. Arm hoch, Arm runter. Und danke (wieder einmal) für die Beförderung zur Fraktion. Unsere Kontonummer (Luxemburg) schicken wir dann per Mail.

Frau MR schafft es außerdem Fehler:innen schnell zu erkennen und alsbald charmant auszubügeln. Gendersmiley.

Haushaltsdebatte. Keine Redezeitbegrenzung. Oh nein. Vermutlich sitzen wir bis Heiligabend hier. Sicherheitshalber verteilen wir BINGO Begriffe und kreuzen los.

Die Spaßpartei beginnt mit den ihr üblichen Witzeleien (BINGO!). Wir empfehlen aber, sich lieber Gedanken dazu zu machen, warum dabei nur die €dU lacht. Dann plätschert es vor sich hin und wir kommen endlich mal zum Schreiben. Aber huch: die Spaßpartei spricht vom Sparen. Der Markt schaut ganz entsetzt. Ach nee, Entwarnung, der Kreis muss für Investoren attraktiver werden. Was denn jetzt? Hü oder hott?

Jetzt wird die Koalition unter die Lupe genommen. Wir haben zu viele Beschäftigte im Kreis. Ungeklärt bleibt: haben die Beschäftigten Beschäftigung oder muss man noch Beschäftigung einkaufen? Oder ist für die Beschäftigten genug Beschäftigung da, nur das Geld fehlt? Und wo ist es hin? Text, Text, Text. Nächstes Mal: In den Ältestenrat einschleichen und Redezeitbegrenzung durchsetzen.

Andere tragen es mit Fassung: Ein Blick zu den Grünen zeigt, dass sie schon in Richtung neue, noch illegale, Handelswaren arbeiten. #sehrEntspannteHaltung

Das Gegenteil davon: die AfDings, die engagiert auf den Tisch klopft, wenn gegen den Landrat gewettert wird.

Nun die Volksfront von Judäa oder die judäische Volksfront. Sie haben sich beraten lassen. Mensch, ganz die €dU. Beim Rede halten war es aber wohl nicht. Der Haushalt wird nun feinsäuberlich auseinandergenommen. Wie sich jetzt alle denken können, ist das super-mega-irre spannend. Vielleicht gibt es ja wenigstens ein BINGO?

Po… Po… Polizei, Politik, ja da kann man schon mal durcheinanderkommen. Was Frau MR eingangs an Zeit rausgeholt hat, geht jetzt sang und klanglos wieder flöten.

Die Spaßpartei hat sich heute gut vorbereitet und will schon wieder. Im Hintergrund kräht immer mal wieder ein Kind. Wenigstens das hat seinen Spaß. Wir sind neidisch. Die restlichen hinteren Reihen sind geistig schon bei der Bescherung in der Familie. Warum sitzen wir eigentlich so weit vorne?

Und jetzt noch ein Spaßpartei-Beitrag. Soll wohl so aussehen, als täten sie was für ihr Geld. Das beeindruckt sicher potenzielle Investoren. Es wird mit Millionenbeträgen um sich geworfen. Der Markt reibt sich zufrieden die Hände.

Logo will die €dU auch mal was sagen. Dankesworte (BINGO!). Die Kreditfähigkeit des Kreises wird in Frage gestellt. Die sPD murmelt wenig zustimmend. Die €dU könnte sich einfach mit Dingen abfinden, will sie aber nicht. Sie wollen den Haushalt ablehnen (BINGO!), weil er nicht ihrem persönlichen Putzplan entspricht.

Wir beratschlagen, ob wir schon unseren Weihnachtstee auspacken sollen oder ob wir es bis 16 Uhr oder später ohne aushalten. Währenddessen teilt die €dU an den Landrat aus, der Saal links (also eigentlich rechts) von uns tobt. Wir sind die stabile extreme Mitte. Irgendwer muss es ja machen. Der Chef schein auch keinen Bock mehr zu haben. Kopf hoch! Das stehen (oder sitzen) wir gemeinsam durch.

Die €dU sieht Einsparpotenziale (BINGO!). Und ist erst für Beratung, dann wieder dagegen. Also anscheinend nur Beratung, wenn sie von der €dU kommt. Dann muss man es auch nicht einsparen. Wir weisen nochmals höflichst darauf hin, dass sich hier keiner außer der PARTEI widersprechen darf.

Bei der sPD stehen reichlich Geschenke auf den Tischen. Als hätten sie 2021 nicht schon genug davon bekommen. Jetzt nur nicht gierig werden.

Langeweile in drei Buchstaben: €dU. Man spricht von der Kreisklinik und schlägt googeln vor. Kommt uns bekannt vor… (siehe Sondersitzung). Kommt vielleicht auch mal ne eigene Idee? Vielleicht nächstes Jahr wieder. Danke für unsere Aufmerksamkeit.

Nun die Nummer vier (!!!) der Spaßparteien-Fraktion.

Dann darf auch die sPD mal was sagen. Erst ein bisschen BINGO. Spahn kriegt sein Fett weg. Das mag die €du natürlich nicht. Kurz scheint Verwirrung darüber zu herrschen, wer die Impfzentren geschlossen hat. Wir waren es jedenfalls nicht.

Der Adel ist hochgeschreckt, ihm wurde zur verlorenen Wahl gratuliert. Da schließen wir uns an: großartig, wie er die Wahl verloren hat. Das ist ja schon beinahe Laschet-Style. Die €dU ist entsetzt, tote Pferde sollen doch nicht wieder geritten werden. Jedenfalls nicht von der sPD.

Jetzt Poetry Slam: Willst du Hessen vorne sehen, musst du die Tabelle drehen. Shouts gehen raus an die Landesregierung. Die €du tobt – nicht. Spielt lieber Solitär.

Es grünt. Es sei Spiel im Haushalt. Welches? Wir blättern ganz aufgeregt, finden aber nur Zahlen. Vermutlich ist es eher Roulette oder Poker.

Ah, endlich. Es wird über Brokkoli gesprochen. Darauf warten wir seit knapp zwei Stunden. Morgens im eigenen Garten Brokkoli ernten. Ja, sowas schwebt uns auch vor. Sicher nicht, um die Kreisumlage zahlen zu können. Aber denkbar wäre es natürlich. Eine ganz entspannte Wirtschaftsförderung. Die €dU googelt derweil Brokkoli.

Ah, endlich. Es wird über Brokkoli gesprochen. Darauf warten wir seit knapp zwei Stunden. Morgens im eigenen Garten Brokkoli ernten. Diese grüne Staudenpflanze mit handförmig zusammengesetzten Blättern, die schon bei ihrem Anblick sehr beruhigend wirkt. Ja, sowas schwebt uns auch vor. Sicher nicht, um die Kreisumlage zahlen zu können. Aber denkbar wäre es natürlich. Eine ganz entspannte Wirtschaftsförderung. Die €dU googelt derweil Brokoli, hofft auf Rechtschreibkorrektur und landet bei Elmar Brok. Der raucht aber nur Pfeife und nicht Brokoli und könnte seinen Mitmitgliedern viel über legale Korruption erzählen. Tut er aber nicht.

Hör mal, wer da hämmert. Wir trauen uns nicht, uns umzudrehen. Ist das die sPD? Oder die Götter des Flughafens, die aufbegehren? Oder das Kind, das sich jetzt doch ein bisschen langweilt, weil die Erwachsenen nicht zu Potte kommen? Recht hat es.

Wir rücken nach links. Das Kind findet es super – oder zum Schreien, ist nicht ganz erkennbar. Kollege W. sieht die Sache ähnlich, aber leidet bzw. freut sich leiser.

Herr T. hat bedauerlicherweise sein Jackett abgelegt. Wegen der hitzigen Debatte sicher nicht. Die Sitzung verliert deutlich an Glanz.

Jetzt wird auch noch unser Landräti:innenwahl-Spruch geklaut! Die Nutzungsgebühren bitte ebenfalls an unser Luxemburger Konto. Und Klimakrise (BINGO!).

An dieser Stelle versuchen uns einige Kolleg:innen Worte in den Mund zu legen, um den BINGO-Zettel voll zu bekommen. Darauf fallen wir natürlich nicht rein. Da ungehaltene Reden aber einfach die besten sind, haben wir sie hier ganz am Schluss aufgeführt. Spoiler: Beim BINGO hat übrigens niemand im Zeitlimit gewonnen. Wir haben jedenfalls niemanden rufen hören.

Die €dU hat ihre mobilen Endgeräte nicht unter Kontrolle. Der Musikgeschmack: streitbar.

Kurz fällt das Internetz aus. Aber wir sind ja digitalster Kreis Hessens, ist also schnell wieder da.

Frau H. will auch mal. Ist in Hochform. Gute Gelegenheit zum Luft schnappen. Das macht PARTEIübergreifend Schule.

Passend dazu ein bisschen Schuldebatte. Die judäische Volksfront oder die Volksfront von Judäa. Das Wasser stehe uns bis Oberkante Unterlippe. Also, uns nicht. Dafür aber der Weihnachtstee, Zwinkersmiley.

Raubrittertum? Nordkorea? Wir sind wohl im falschen Film. Eine Nachfrage an dieser Stelle wundert uns nicht. Das gibt jetzt auch gleich einen Einlauf von der Vorsitzenden, die Worte seien zukünftig besser zu wählen. Auch die Grünen wundern sich. Und der Landrat ist wütend. Ein seltener Anblick in dieser Intensität. Endlich mal ein bisschen Stimmung im Laden.

Die €dU kann das natürlich nicht auf sich sitzenlassen. Ist aber nicht wirklich interessant.

In Blitzgeschwindigkeit nun wieder abstimmen. Schnappatmung.

Erst ein offener Brief der kommunalen Frauenbeauftragten bringt ein wenig Erholung. Leider nicht inhaltlich. Gender-Pay-Gap. Sorgearbeit. Frauenhäuser. Da braucht man mehr als nur eine Tasse Tee.

Dazu möchte die AfDings was sagen. Dazu noch ein Mann, wer hätte das gedacht. Ein Frauenretter. Wird aber von niemandem so recht verstanden.

Die judäische Volksfront oder die Volksfront von Judäa ist auch mit dabei. Wir rätseln noch in welche Richtung. Vergleiche werden gezogen. Zwischen Tarifarbeitsplätzen. Wir vermuten, es geht auch hier um die Gender-Pay-Gap. Eigentlich Konsens? Nachdenksmiley.

Nun die €dU. Hui, auch hier Konsens? Roll-back zu Lasten der Frauen. Ja, vom Roll-back versteht die €dU was. Vorweg der „neue“ Parteivorsitzende. Oder steht die €dU etwa nicht mehr für Kinder, Küche und Kirche? Wirklich rätselhafte Beiträge heute. Irgendwie färbt Frau H.s Redestil ab. Sehr erschwerend.

Prekäre Beschäftigung von Unionsbürger:innen. Groß-Brit:innen sind damit wohl nicht mehr gemeint. Spargelstechende, Bauarbeitende, Paketausfahrende, Schlachtende, Pflegende. Die Linke macht ihre Hausaufgaben (BINGO!). Das erspart uns jede Menge Arbeit.

Die Grünen legen nach. Wir können uns wirklich getrost wieder hinlegen. Die Genoss:innen W. und K. stoßen mit Tee an. Wenn wir uns sputeten, könnten wir bald fertig sein. Für unseren Geschmack noch ein bisschen viel Konjunktiv. Zwischenzeit: 3:20 h. Wir loggen das als Marathon-Wunschzeit ein.

Again, Frau H. Das wird sicher sehr produktiv. Schwarzarbeit geht gar nicht. Außer vielleicht bei Frau Weidings im Haushalt. Illegale auch nicht. Sie singt ein Loblied auf den Zoll. Wir zollen unserer Geduld Respekt. Frau MR scheint auch zu beten, dass es schnell vorbei ist. Die Platte hängt dann auch gleich wieder. Wir spielen im Geiste ein neues Lied und sind nicht mal mehr zur schriftlichen Verarbeitung inspiriert.

Nächste Offenbarung: Die €dU kennt sich im Kreis noch weniger aus als wir. Heute läuft ja wirklich alles nach Plan. Wir haben fast so einen unheimlichen Lauf wie die sPD, Zwinkersmiley.

Die €dU wittert Landesverrat seitens der Linken, da sie gegen den deutschen Spargel bzw. den deutschen Spargelbauern seien.

Das lässt man natürlich nicht auf sich sitzen. Brennt gleich der Weihnachtsbaum? Mit Ansage von Frau MR, dass es auch für sie bereits die 6. Stunde ist, wird zur Contenance aufgefordert. Es duftet plötzlich so angenehm nach Tannennadeln. Ein Sauerstoffzelt für die €dU, bitte! En garde, werte Staatssekretär:innen!

Auch die AfDings kann keine mobilen Endgeräte. Faszinierend, dass sie überhaupt welche haben. Das gab es früher nicht!

Frau H. will dann auch gleich noch was klarstellen. Oder klarspülen. Ist noch Tee da?

Endlich Abstimmung. Frau MR ist bereits durch. Können wir nachvollziehen.

Nur noch der Antrag der AfDings. Dann ist Weihnachten. Die Inzidenzen fallen, keiner stirbt an Covid, wir wissen nichts. WIR? Also bitte. Ihr sind diese Statistiken, die auch Frau Weidings nutzt, nicht genug. Die Hysterie müsse beendet werden. Dafür brauchen wir Zahlen. Allenthalben wird der Kopf geschüttelt.

Frau MR will zum Ende kommen. Wir auch. Deshalb lehnen wir schnell gemeinsam ab. Yes, Weihnachten!!!

Und jetzt wird auch (bedauerlicherweise) das Geheimnis des Jacketts gelüftet: Herr T. wechselt den Posten und wollte uns in schöner Erinnerung bleiben. Na, das hat er auf jeden Fall geschafft! Dankeschön.

Unser Fazit für die nächsten vier Haushaltsdebatten: mehr Tee.

PS:

Danke der vielen Nachfragen. Wir bleiben dabei: Um etwas zu sagen, muss man nicht reden. Unser Beitrag zum Haushalt ist deshalb wie immer der Faulenquote zum Opfer gefallen. Und wurde aus Respekt vor kostbarer Lebenszeit nur verschriftlicht. Für alle Interessierten, hier unsere ungehaltene Rede zum Haushalt (BINGO!):

Liebe Kolleg:innen,

danke, dass Sie unsere Hausaufgaben gemacht haben, um im Kreis wichtige Impulse zu setzen. Aber angesichts großer Einschnitte in unserer Redebereitschaft sowie schwerer Zeiten, in denen sich unsere Gemüter gerade befinden, müssen wir unseren Redebeitrag leider bis auf Weiteres streichen. Die Wirtschaft muss wer anders ankurbeln.

Unser Joker: Die PARTEI hat immer recht. Das ist eine zukunftsfähige Einstellung, die auch niemals für Rekordschulden sorgt. Nicht in der Pandemie, nicht im Lockdown und nicht bei der Aufnahme von Kassenkrediten. Unsere Steuermaßnahmen müssen auch selten Einsparpotenzial identifizieren, denn wir investieren weder antizyklisch noch fahren wir auf Sicht (wir bevorzugen geschlossene Augen, alles andere wäre langweilig).

Jetzt fehlt nur noch irgendwas mit Digitalisierung. Die hat uns gerade auch noch kurz im Stich gelassen. Liegt das an Corona, der Klimakrise oder ist es einfach nur das Gegenteil von sozialer Gerechtigkeit?

Egal. Wir bedanken uns bei der Verwaltung, wünschen allen ein frohes Fest und – das ist absolut unvermeidlich – verbleiben mit konsolidierenden Grüßen. BINGOSmiley!