Langeweile hat einen Namen: Sitzung Nummer vier
Tatsächlich fängt die Sitzung erstmals zu spät an. Eine Ermahnung geht raus an die Herren der €dU, als es dann doch endlich losgeht. Es fehlen mal wieder viele. Wie sich im Laufe zeigt, sind Pep, Verve und Leidenschaft heute leider auch nicht anwesend.
Sachstandbericht Digitalpakt. Die spD berichtet. Ah, gleich wieder Wahlkampf. Der Kreis sei schon digitalster in Hessen. Das dürfte den Adel noch bis 5.12. zum Widerstand reizen. Steckdosen (!), Glasfaser, Endgeräte, medienpädagogische Konzepte. Die Overheadprojektoren haben sie vergessen. Ansonsten: alles toppi. Hui, keine Wortmeldungen. Nehmen wir zur Kenntnis.
Haushalt. Ist heute Männersache, genauer gesagt, Chefsache. Diskutiert werden darf darüber nicht. Die Pandemie wirkt. Auch auf den Haushalt. Überstunden, Urlaubsstau, keine Faulenquote. Das muss sich ändern, Frau Zaun schreibt es sich auf die Liste. Impfzentrum-Rundumschlag. Herr W. ist wütend über doofe Vorschriften, wird sehr emotional und wahlkämpferisch. Lenkt ein bisschen vom Haushalt ab, aber wer beschäftigt sich schon gerne mit Haushaltsarbeit. Ärgert sich über die Dilettanten in der hessischen Landespolitik. Naja, er darf ja sonst hier nicht so viel sagen, das Will jetzt raus, Zwinkersmiley.
Herr Spahn kriegt auch sein Fett weg. Jens müsste längst so gut gepolstert aussehen wie der F.J. Strauß der Gesundheitspolitik. Geschlossene Impfzentren und es gibt sogar Impftourismus aus der Hauptstadt. Ah, nun die Kurve zum Haushalt. Weitere Standorte, das gibt Minus auf dem Konto. 10 Stück. Dann sind 7.000 Impfungen möglich. Applaus für Wochenendarbeit? Das wollen wir zukünftig auch. Das motiviert voll.
Keine Mehrstellen beim Personal im Landratsamt, außer die Finanzierung ist gesichert. Kreisumlage 34,04 %, Schulumlage 21,xx %. Wenn’s um Geld geht, dauert es immer ein bisschen… Ab 2026 haben Kinder einen Rechtsanspruch auf einen Platz in der Ganztagsschule. Schön, dann können die Eltern endlich mehr arbeiten und produktiver werden, Werktätigensmiley. Genosse W. macht darauf aufmerksam, dass der Landrat keiner Redezeitbegrenzung unterliegt. Haben wir Schlafsäcke dabei?
Große Aufgaben, Geld wird schon. So ähnlich sehen wir das auch. Fertig. Eingebracht und zur Kenntnis genommen.
Frau MR macht Turbopolitik und übersieht einen Punkt auf der Tagesordnung. Blöderweise ist es jemandem aufgefallen und wir müssen den nun doch noch abhandeln. Worfelden bekommt eine Grundschule, das ist schön.
NEEEEIN, Frau H. will auch was, ähem, ähem, … die AfDings sei auch für Bildung. Klar. Nur nicht für die eigene. Mensa? Braucht keiner. Kinder brauchen ja nicht viel. Essen schon gar nicht.
Das erschüttert sogar die Volksfront von Judäa (oder die judäische Volksfront). Dabei gilt doch: Corpore sana in Mensa sana. Ein gesunder Körper in einer gesunden Mensa.
Der Adel verpasst hier seine Chance, entscheidend in den Wahlkampf einzugreifen. Er ist heute sowieso merkwürdig unauffällig.
So. Wir radeln los. Grundsätzlich und auf Schnellwegen. Es grünt. Eigentlich ist alles klar. Wir suchen noch nach dem Haken. Der Kreis ist wie immer vorbildlich, auch wenn er nicht müsste. Wie immer zu wenig Geld für den Radverkehr. Wir sind für mehr Fahrräder mit Hilfsverbrennungsmotor, damit mehr gefördert wird. Gleich nach bewaffneten Flugtaxis, versteht sich.
Radschnellwege müssen nacheinander gebaut werden. Man muss schließlich Prioritäten setzen. Erst soll man nach Frankfurt kommen. Oder von da weg, je nachdem wie man das sieht. Der Südkreis scheint kein Fahrrad zu fahren. Deswegen nur bis Groß-Gerau als Südgrenze.
Die Volksfronten sind auch dafür. Kommt da jetzt ein aber? Klingt so. Wir warten. Zieht sich heute alles etwas.
Natürlich hat die €dU auch eine Meinung zum Fahrrad. Praktisch ihre Kernkompetenz.
Weiter geht’s mit Lärm. Also dagegen. Die FDP hat eine Haltung und lehnt ab. Weil Nachtflugverbot ab 22 Uhr ist schlecht für die Wirtschaft.
Die Grünen danken für Corona, zumindestet was den Flughafen angeht. Ja, das war ein toller Lärmpakt für alle.
Irgendwie haben heute alle keinen Bock. Die Nachwehen der Sondersitzung vielleicht? Man sollte sich in flüchtigen Beziehungen ja auch nicht so oft sehen, sonst nutzt sich das Feuer ab. Jedenfalls vermissen wir die übliche Grundaggressivität.
Vielleicht bringt die €dU Leben in die Bude. Jobmotor Flughafen vs. Feindbild Flughafen. Naja.
Der Adel langweilt sich auch, er spielt noch nicht mal mehr mit dem Mobilgerät.
Die sPD macht Lärm, damit wir nicht einschlafen, und um zu verdeutlichen, dass Lärm krank macht. Das war schlüssig.
Wohnraum-Monitoring. Bevölkerung steigt, Mieten steigen. Da wittert wohl jemand ein Geschäft. Wir schlagen Plattenbauten nach sozialistischem Vorbild vor, das ist für alle bezahlbar. Gemischte Platte sozusagen. Oder der Landrat baut mit seinen dicken Brettern Wohnungen.
Zwischenzeitlich will die €dU Gläser zerschlagen. Pausen gibt es nur auf Antrag, keiner traut sich aber, eine zu beantragen. Wir nehmen zur Kenntnis und machen weiter.
Nachmittag an Grundschulen. Ein Pakt mit dem Teufel? Antrag einer der Volksfronten. Der Landrat hat dafür extra wieder seine tiefe Erklär-Bär-Stimme aufgesetzt. Die sPD ist empört über die Verwechslung von Betreuung und Ganztagsschule.
Ach herrjeh, Frau H. auch noch. Da ist sie wieder mit ihrer „Bildungsoffensive“ und sie spricht wieder von Betreuung. Hä? Pro Mittagessen, aber nicht in jeder Schule eine Mensa? Moment mal, widersprechen darf sich hier nur die PARTEI! Vielleicht reicht aber auch ein Kiosk. Spätestens ab Klasse 12 gibt es das Essen dann flüssig.
Jetzt wird den Linken vorgeworfen, dass sie keine Feinschmecker sind. Passiert auch endlich mal was? Nee, sie spricht weiter. Zusammenhänge nicht erkennbar. Wir beantragen: Frau H. muss ihre Redebeträge bei Frau MR vorher einreichen und halten, zum Benoten, und erst bei 3 und besser darf vorgetragen werden.
Rechenzentren. Wann ist zuviel zuviel? Fragen sich die Grünen. Man kann ja auf Rechenzentren viele Spiegeleier braten. Ah, die €dU wittert Verhinderung von Wirtschaft durch die Koalition. Die Säbel werden gewetzt… Und los. Aber leider heute eher nur ein Rasseln im Wasserglas.
Frau MR bringt Schwung rein und macht Druck auf Koalition und €dU, die Anträge zusammenzuführen. Sie haben aber nur 5 Minuten. Hihi. Schweißperlen rinnen.
Wir fragen uns allenthalben, ob der Adel seine Niederlage schon akzeptiert hat, denn er sagt heute nix. Unsere sehr gute Kandidatin Daniela Hannibal Zaun lässt ihren Mann schon mal den Anzug aufbügeln und stellt den Schampus kalt.
Dann kommt auch noch ein Kompromiss zustande. Langweilig.
Endlich Menstruationsprodukte in Schulen und Bildungsstätten. Alles sehr schlüssig, wirklich danke nochmal für die Übernahme der Arbeit an die Koalition. Delegieren ist eine hohe Kunst in der wir Meister:innen sind. Die Faulenquote kommt. Die spD wirft mit Kamelle. Das wäre doch nicht nötig gewesen.
Die AfDings findet das natürlich alles nicht wichtig. Klassisches Whataboutism. Oder wenn bei Schüler:innen schon oben nix reinkommt, soll auch unten nichts rauskommen. Und zugehört haben sie auch nicht.
Wir wollen das Ganze nicht unnötig in die Länge ziehen und sparen uns den Kommentar. Aber wir sind sicher: Da geht noch was, denn über Menstruation kann man nicht oft genug sprechen.
Kindertagespflege. Die €dU sagt etwas. Die Koalition antwortet. Jetzt verlässt der Adel sogar den Raum. Zum Telefonieren. Macht bestimmt die weiche Landung nach seinem Ausscheiden als Bürgermeister klar. Hier verdient man ja nix. Kollege W. stimmt seufzend zu.
So. Eigentlich sind wir durch. Aber Frau H. will noch ein bisschen Wahlkämpfen. Was wir von Muezzin-Rufen in unseren Gemeinden halten. Und ja natürlich meint sie es ernst mit dieser Frage. Es geht Raunheim an den Kragen, das diese unsittliche Islamisierung zuließe. Köln auch, aber Raunheim ist natürlich näher. Und jetzt spielt sie wieder eine Rolle im Film „Plötzlich Feministin“. Aber der Führer war doch auch dafür, dass die Frau zu Hause bleibt! Viele verlassen bereits den Saal bzw. die gesamte Sitzung. Wir halten durch, noch sind Getränke da. Aber Frau MR stellt fest: die 4 Minuten Redezeit sind um. Thema beendet. Hihi. Tosender Applaus von allen Seiten. Danke schön Frau MR. Und wir lernen: bei aktuellen Stunden nur 4 Minuten Redezeit. Bei Frau H. ist auch das zu lang.
Eines steht mittlerweile fest: Es wird wohl eine Stichwahl mit der späteren Siegerin Daniela Hannibal Zaun geben.
Ganz zum Schluss der Adel. Versucht, das letzte Wort zu haben. Doch noch ein bisschen Aufbäumen. Mit Wortklaubereien. Und Unverständnis unsererseits. Also in puncto semantische Zusammenhänge. Ahmt er jetzt Frau H. nach? Ah, am Ende doch noch ne Frage. Prämienzahlung für ausgeschiedene Klinikmitarbeitende. Prämien, damit kennt sich die €dU ja aus.
Ha, der Amtsinhaber darf zuletzt. Im Erklär-Bär-Modus. Das leitet schön die abendliche Dämmerstimmung ein. Wir versuchen, jetzt nicht aus Versehen wieder aufzuwachen. Bis Dezember!
