Kreistag, der 13.

Plötzlich Sommer. Heute aus Gründen allenthalben lässige Kleidung und hellblaue (!) Hemden. Wir sind allerdings die einzigen mit seriösen roten Krawatten, wie sich das für seriöse Politker:innen gehört. Der verarmte Adel muss nach seinen politischen Niederlagen nun offensichtlich seine Kleidung aus den 80ern auftragen. Ein Traum in Pastell und dynamisch längsgestreift. Hoffen wir mal, die heutige Sitzung hält in der Dynamik mit.

§100 HGO soll runter von der Tagesordnung wegen Rechtlichem. Abgelehnt. Wir sind gespannt, was da noch kommt im Verlauf. Ein weiteres Kindergartenprogramm wirft seinen Schatten voraus?

Fun Fact: Unser Bericht wird übrigens heute von extra dafür gecasteten, uns gänzlich unbekannten Trauzeugen geschrieben. Damit alles politisch korrekt abläuft. Wir betonen, dass in diesem Zusammenhang keine Gefälligkeiten irgendeiner Art ausgetauscht wurden. Danke für das Vertrauen.

Jetzt geht’s endlich los. Wir winken eine zweite Schule im Kreis mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung durch. Denn Rüsselsheim ist zu klein für den Kreis Groß-Gerau. Und geistige Entwicklung wird sowieso benötigt.

Und da wären wir schon beim Thema: Bevölkerungswachstum. Das schafft man nur mit Hebammen. Und die sind selten geworden – vielleicht ein Klimawandelproblem? Wobei das eher der gesellschaftliche Klimawandel ist. Man hat die Hebammen befragt. Fast die Hälfte der Befragten haben auch geantwortet. Beim Rest ist die Post vermutlich noch unterwegs. Oder sie mussten den Fragebogen spontan als Stillunterlage nutzen. Man weiß es nicht.

Quintessenz: es gibt zu wenig Hebammen. Zumindest für die Geburt von ausgefüllten Kurzfragebögen. Auch das Thema Hausgeburt wird im Bericht angesprochen: das geht aber mal so gar nicht. Da könnten die Eltern ja später klagen, weil sie fälschlicherweise davon ausgingen, bei der Geburt mit Wohnraum beschenkt zu werden. Bei weniger Hebammen wäre natürlich auch weniger Sex eine Lösung. Wir denken über einen Antrag fürs nächste Mal nach.

Interessant wie viele Parteien etwas zu den Hebammen sagen möchten. Die Volksfront von Judäa bzw. die judäische Volksfront erkennt zwar, dass es zu wenige Hebammen gibt, findet aber, dass sich ein Geburtshaus im Kreis nicht lohnt, weil zu wenige ihr Interesse bekunden. Dann schon lieber eine Hospizstation. Mit Verlaub, der Weg bis dahin ist recht weit.

Natürlich muss auch noch die €dU einen Beitrag leisten, der den Hebammenberuf zur Herzensangelegenheit macht. Das Geburtshaus allerdings nicht. Das haben wir zur Kenntnis genommen.

Danach machen die Grünen Lärm, indem sie erst mal was umwerfen. Anders ist das auch schwer mit der Aufmerksamkeit heute. Passend dazu ging der Lärmaktionsplan in die 4. Runde und gleich der erste Punkt im Plan ist die Öffentlichkeitsbeteiligung. Gerne. Wir machten uns schon mal Gedanken darüber, wie wir den Lärm veranstalten könnten – vielleicht ein paar Alphornspieler aus der Schweiz einladen, DJ Ötzi oder Deep Purple – aber leider darf weiter nur der Flughafen lärmen. Schade. Aber immerhin wurde etwas geändert: die Berechnungsmethode. Es geht aufwärts! Mainz, Mühlheim und Hanau sind demnach jetzt auch lärmbetroffen. Wen interessiert das, solange die nicht in den Kreis geholt werden?

Nicht nur die Grünen haben den Lärm auf dem Schirm, auch die judäische Volksfont (oder die Volksfront von Judäa) macht dazu welchen. Aber nur ein bisschen.

Der Bürgermeister a.D. aus Bischofsheim trägt nun einen Bart! Das wird uns von seriöser Quelle zugetragen. Interessant, da wir ihn mit oder ohne Bart nicht erkannt hätten. Ein bisschen Lärm täte der Debatte, die eine Kommentierung eines Berichts ist, jetzt aber gut. Wo sind die Grünen, wenn man sie braucht?

Wir fassen kurz zusammen: Lärm ist schlecht. Danke für nichts.

Zudem leiden wir heute sehr unter dem Energiesparwahn. Die Fenster blasen heiße Luft in den Saal, die von der heißen Luft der Redenden noch weiter angeheizt wird. Klimaanlage nur im Juli und August. Da ist Pause im Kreistag. Immerhin haben hat Herr U. vorhin versucht, mit einem Aufguss für Entspannung zu sorgen. Ist nur leider schnell verpufft.

Jetzt „Anregungen und Best Practice Beispiele für Frauen- und Familienfreundliche Parlamente“: da ist schon einiges Schönes dabei. Es startet mit „Im Parlament gehen wir sensibel und sorgfältig miteinander in unseren Debatten um.“ Den Rest vergessen wir mal, bis wir den ersten Punkt endlich hinkriegen, Smiley.

Wir freuen uns derweil auf die vielen nicht Gebärenden, die nun massenweise in Elternzeit gehen. Dann wird’s endlich produktiv im Kreistag. Die Volksfront von Judäa (oder die judäische Volksfront) sieht Schwierigkeiten in der Umsetzung, ist aber nicht ganz dagegen.

Die Spaßpartei möchte indes keine Elternzeit nehmen. Das fordert weitere Wortmeldungen heraus. Auch die sPD ist auf die Idee gekommen ihre Wahllisten im Reißverschlussverfahren (also immer abwechselnd Frauen und Männer aufzustellen). Verrückt. Zumindest für alle links (von vorne gesehen rechts) von uns sitzenden.

Wir freuen uns auf den Beitrag aus Riedstadt. Ah, man solle doch Babysitter einstellen. Und auf keinen Fall komme was dabei raus, wenn Frauen was zu sagen haben – bzw. nichts mehr zu sagen haben und dann auch kein Mann mehr darf. Das gehe gar nicht, Männer da zu beschneiden. Bestechend feministisch, der feine Herr. Dann wird es verwirrend. Wir können den Antragsänderungswünschen nicht ganz folgen – können wir das bitte mal aufgemalt bekommen? Punkt 3 ja, oder nein oder 2 doch? 🤔

Frau H. stellt abschließend fest, dass die AfDings keine Frauenquote braucht. Die Argumente des letzten Jahrhunderts möchten gerne an der Pforte abgeholt werden.

Bei der Abstimmung stellen wir fest: Feminismus führt zu hochgradiger Verwirrung. Frau MR gibt sich Mühe, die Herren durch die Abstimmung zu geleiten. Wir machen eine Pause, damit wir das der €dU ordentlich aufbereiten können. Denn die €dU hat beantragt, dass wir erst ihren Antrag ablehnen, bevor wir den anderen Antrag nicht ablehnen.

Es geht weiter. Die AfDings will den Antrag schieben. Wir fragen nicht, wohin. Absatz 3 soll auf Wunsch der €dU gestrichen werden. Ist aber nicht der Wunsch der anderen.

Zudem stellen wir fest: Die Leinwand funktioniert. Sie funktioniert sogar sehr gut. Auch wenn sie gar nicht gebraucht wird.

Heute ist Realsatire auch auf der Tagesordnung. Deshalb geht es jetzt weiter mit dem Haushalt. §100 HGO. Ist der Bericht gut oder schlecht? Die Spaßpartei macht Witze über angebliche Geldverschwendung. Sie haben ihn nicht selbst in Auftrag gegeben, das bricht ihnen natürlich das Herz.

Wir hingegen geben das Geld gerne wieder mit beiden Händen aus. Hossa.

Erstaunlich still ist der OB Kandidat aus Rüsselsheim. Wahlkampf hält er hier wohl für nicht notwendig. Ob das eine gute Idee ist?

Nun die Schulen. Vielleicht lernen wir noch was. Die sPD begrüßt, dass wir uns zu Beginn für die Schule mit Förderschwerpunkt ausgesprochen haben. Und ist plötzlich schon mit der Rede fertig. Löblich.

Wir blicken in die Anträge: Die Dezentrale Schule für Erziehungshilfe wird aufgelöst. Diese gibt es bereits seit Mitte 2018 nicht mehr. Wir sind sehr schnell. Jetzt darf auch der letzte Overheadprojektor abgeschaltet werden. Dafür werden wir ja eine Schule mit dem Förderschwerpunkt errichten zum Schuljahr 24/25, die kann den Overheadprojektor übernehmen.

Die Volksfront von Judäa – oder die judäische Volksfront – wälzt Gedanken über Kosten und Kalkulationen. Dauert länger. Die €dU tritt im Wettbewerb um die Redezeit auch an. Immer noch nicht der OB Kandidat. Hat der denn gar kein Steckenpferd, das er öffentlich reiten möchte?

Hören wir da „Brautpreissteigerungen“? Ja Mensch, das ist wirklich nix. Frauen waren mal günstiger. Früher war alles besser.

Nun muss der Chef selbst ran, bei so viel heißer Luft will er nun kühlenden Schatten ausbreiten. Mehrkostenrechtfertigungsrede. Klingt lang, wird es vermutlich auch. Plötzlich sind wir beim IT-Ausbau und reden von Kreidetafeln. Es scheint eine Grundsatzrede zu werden. Als hätte er sich darauf vorbereitet.

Die judäische Volksfront oder die Volksfront von Judäa fühlt sich nicht verstanden. Der Chef gibt bestechend offen zu, dass er gar nicht auf ihre Frage eingegangen sei. Sie finden, es solle doch bitte großzügiger kalkuliert werden. Haushalt hin oder her. (Ach, plötzlich ist das ok?) Der Chef will aber keine Luft einplanen. Kunststück, es ist auch keine mehr im Raum. Dem personifizierten Riedstadt wäre indes lieber: Eine Hand wäscht die andere. Verlässliches Motto der €DU seit 1945. Er packt ein paar alte Klamotten aus. Ähnlich muffig wie die aktuelle Saalatmosphäre.

Die €dU lehnt Mehrkosten ab. Denn wir schaffen lieber keine als gute Schulen, weil ein politisches Schwergewicht seine Sandkastenförmchen (mal wieder) nicht teilen will.

Kitaentwicklungsplan. Das Wort irritiert uns. Es sollen hier doch Kinder entwickelt werden, nicht Kitas. Die Mütter können doch schön zu Hause bleiben, da gehören sie schließlich hin. Frauen, die sich in Berufe drängeln, machen die Arbeitsplatzsituation ja noch schlimmer. Fachkräftemangel kann man nur mit kompetenten Menschen – aka Männern – bekämpfen.

Wir sehen sicherlich gleich wieder einen €dU Mann in freier Wildbahn sprechen, der uns erzählt, warum das alles gar nicht so schlimm ist.

Die Spaßpartei will erst mal alles wirken lassen. Und schon wieder Riedstadt. Man meint, er sei im Wahlkampf, während sein Kollege aus Rüsselsheim klammheimlich den Saal verlassen hat. Es kommt genau das, was wir erwartet haben. Zusammengefasst: „Alles gut, so wie es ist. Die Frauen sollen sich mal entspannen. Eher brauchen wir eine Brautpreisbremse für ledige Konservative.“

Frau H. trägt auch was bei. Aha. Kinder sollen selbstverständlich gut versorgt sein. Wir raten mal: am besten wohl zu Hause. Überhaupt kämen in der Debatte um mehr Kitas die Bürger zu kurz. Klar. Die Bürgerinnen natürlich nicht. Die haben ja genug. Arbeit. Zuhause.  

Verwirrung bei den Volksfronten. Wissen selbst nicht mehr, wer eigentlich wer ist.

Nun Schools for Earth. Die Grünen möchten mal wieder zu ihren Leisten zurück. Verrückt. Die €dU hat dazu Top-Ergänzungen. Erstaunlich oft ist da das Wort divers zu hören. Leider im falschen Kontext.

Sind das diese Wertrealos? Nee, Moment. Jetzt sprechen die Wertrealos. Miguel Meier, den wir neulich schon als V-Mann vermutet haben, betritt kunstvoll die Bühne. Laut eigenen Angaben tanzte er noch im sauren Regen. Der sei ja nun auch passé. Daher findet er Aktionismus in dieser Sache generell fehl am Platz. Dinge erledigten sich immer von selbst. Vermutlich auch die Menschheit. Der IPCC-Bericht ist ihm wahrscheinlich noch nicht untergekommen. Den gibt es nicht bei Reitschuster.

Die Spaßpartei faselt wieder was von Technik und Geld. Sie fühlen sich nicht zuständig. Könnte das generelle Problem der FDP sein.

Jetzt nochmal ein Highlight zum Abschluss: Vert Realos. Also die braunen Grünen. Die hier von der AfDings gepriesen werden. Wegen des Wunsches nach der Rückführung von Flüchtlingen. Gut, die nächsten Sätze in dem Papier der Vert Realos hat die AfDings vermutlich überlesen. Komplexität ist nicht so ihr Ding. Wir hingegen empfehlen einfach die Rückführung der AfDings. Wir wissen nur noch nicht wohin. Populismus vom Feinsten. Garniert mit Rassismus. Die Vorsitzende rollt unter Umständen auch ein bisschen mit den Augen. Der Rest auch. Abgelehnt.

Schluss. Draußen deutet sich ein Gewitter an, das auch der Sitzung gutgetan hätte.

Fun Fact zum Abschluss:

Die Berichte der Patientensprecher der 3 Kliniken liegen uns vor. Fazit der Sprecherin der Kreisklinik: es gab kaum Beschwerden! Man muss einfach nur die Tatsache, dass es Patientensprecher gibt, geheim halten – ein Knaller.