In den letzten eineinhalb Jahren ist er das Gesicht Dresdens geworden: Lutz Bachmann.
Vom einfachen, pausbäckigen Fleischerssohn, hat er sich, über den Umweg des koksnasigen Kleinkriminellen, zum sympathischen Schwiegermutternazi, sprich zum Vorzeige-Dresdner, gemausert. Nun steht ihm sein 128. Prozess bevor und wenn die anderen schon nicht gemein waren, dann dieser.
Eineinhalb Jahre pöbelt der liebenswürdig fremdenfeindliche Montagshetzer sich in die Herzen der Dresdner und Dresdnerinnen und nun droht ihm eine Geldstrafe, weil er angeblich ein paar Asylanten beschimpft hat.
Das mag zwar rechtstaatlich einwandfrei sein, aber ist das gerecht?
Geben wir nicht ein Stück Tradition, ein Stück Heimat auf, wenn sich fundamentloser aber umso tiefer empfundener Fremdenhass wieder in die miefigen Dorfstammtische, Fußballstadien, Internetkommentare, Schulhofecken, Freiwilligen Feuerwehren und CDU-Versammlungen verkriechen muss wie ein scheues, braunes Rehkitz? Lutz Bachmann hat wie kein zweiter Dresden demaskiert und renaturalisiert, geradezu ein sächsischer Wallraff, der den in Dresden nicht beheimateten Schleier der Humanität von der kruppstählernen Eierscheckenfratze riss. Den wenigen Simulationen von entfremdenden Toleranzdebatten und zersetzenden Gutmenschenaufstellern in dieser Stadt hat er den Stecker gezogen.
Bedenken wir also die Konsequenzen dieses anstehenden Richtspruchs: Wieviele Patrioten werden, ob ihrer tiefempfundenen Solidarität, vor Stolz sabbernd das Kleingeld aus ihrem Geldbeutel klauben? Wieviele PEGIDA-Gegner werden sich, ob ihres noch tiefer empfundenen Zorns über das Urteil, selig in den Schlaf weinen und ein weiteres mal die Grünen wählen? Wieviele kostbare Zeichen in der Lügenpresse fallen diesem Prozess zum Opfer? Wieviele werden den Namen des Amtsrichters danach kennen? Und wen wird das eine Woche später noch interessieren?