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Dienstag, 28. Dezember 2021

Antrag kostenlose Menstruationsartikel

Daniel Konttori
Die PARTEI
Ratsmitglied

An den
Rat der Stadt Detmold Herrn Bürgermeister Frank Hilker
Rathaus
32756 Detmold

Sehr geehrter Herr Hilker,
sehr geehrte Damen und Herren,

Ich bitte Sie über folgenden Antrag im Zuge der Haushaltsplanungen abzustimmen:

Antrag:

Der Rat der Stadt Detmold beschließt:


• Die Stadt Detmold ermöglicht den Zugang zu kostenlosen Menstruationsartikeln in öffentlichen Gebäuden und weiterführenden Schulen. Dafür werden TamponBinder-Spender in allen öffentlichen Gebäuden und Toiletten, sowie an weiterführenden Schulen der Stadt angebracht
• Dafür stellt die Stadt, nach Evaluierung der anfallenden Kosten, ein entsprechendes Budget im Haushalt 2022 bereit.
• Es wird eine Testphase von 2 Jahren geben um das Angebot auswerten zu können.

Begründung:


Laut einer britischen Studie fallen jährlich Kosten von ca. 550€ für Menstruationsartikel für Menschen mit regelmäßiger Menstruation an.1 Hochgerechnet ergibt sich so die stolze Summe von 20.500€.
Menstruierende Menschen ohne Wohnung, Hartz-4 Empfängerinnen, Studentinnen, Auszubildende und Schülerinnen können diese Kosten oft nicht selbst aufbringen oder bedeuten eine große Einschränkung an der Teilnahme des öffentlichen sozialen Lebens. Als Beispiel, Hartz-4 Empfängerinnen stehen im Monat 17,02 € für „Gesundheitspflege“ zur Verfügung. Dies beinhaltet aber sämtliche Hygieneprodukte wie Zahnpasta oder Shampoo, sowie Arztbesuche und so weiter. Hier zeigt sich eine deutliche Benachteiligung von menstruierenden Menschen.
Junge Menschen haben oft eine unregelmäßige Periode und dies erschwert ihre Situation zusätzlich. Auszubildende, vor allem in Berufen mit so niedrigem Stellenwert dass die Ausbildung auch noch selbst finanziert werden darf stehen dadurch vor einem großen finanziellen Dilemma.
Zusätzlich zu den Kosten von Menstruationsartikeln kommen unter anderem Kosten für Schmerzmittel hinzu. Man darf nicht vergessen dass die Menstruation für den Großteil der Frauen schlichtweg eine schmerzhafte und äußerst unangenehme Erfahrung ist.
Periodenarmut betrifft viele Menschen doch wird darüber kaum öffentlich diskutiert, da das Thema Periode nach wie vor noch ein Tabu zu scheinen ist dass in unserer Gesellschaft entweder mit beschämenden Vorurteilen und blöden Sprüchen abgetan wird oder gar auf Desinteresse der schwachen 50% der Bevölkerung trifft da sie das
Thema nicht tangiert. Die Stadt hat die Aufgabe sich um ihre Bürgerinnen zu sorgen und Hilfe bereitzustellen.
Dem Beispiel von Hamm und weiteren Städten folgend (Bielefeld hat kürzlich ebenfalls einen entsprechenden Beschluss verfasst, in Lemgo ist es beantragt) ist es an der Stadt Detmold ihren menstruierenden Menschen zur Seite zu stehen und sie mit den nötigen Artikeln kostenlos zu versorgen. Dies gehört eindeutig zur sozialen
Verantwortung der Stadt dazu.
Die Menstruation ist nicht freiwillig sondern eine natürliche Last für menstruierende Menschen. Die biologische Notwendigkeit steht außer Frage, doch haben wir Männer eindeutig Glück davon zufällig befreit worden zu sein.
Menstruationsartikel gehören wie Toilettenpapier zum öffentliche Hygieneangebot. (beschämende Aussagen von betroffenen Männer die zB kostenlose Rasierer, oder sogar Bier als „Gleichberechtigung“ fordern sollte sich dieses Gremium während der Diskussion sparen.)

Schottland hat 2020 das Gesetz verabschiedet Menstruationsartikel kostenlos zur Verfügung zu stellen. Dieses sollte als Anreiz dienen den eigenen Bürgerinnen ebenfalls die erforderlichen Menstruationsartikel bereitzustellen.
Die Kosten für die Anschaffung von Tampon-Binden-Spendern liegen bei ca.150€, für Tampons 0,06€, und Binden für 0,09€.2 Eine Testphase wird helfen den Bedarf genauer zu bestimmen und demzufolge präziser planen zu können.
Menstruationsartikel sind eine Voraussetzung für 50% der Menschen um am öffentlichen Leben teilnehmen zu können. Diese Voraussetzung soll die Stadt Detmold anbieten können.

Mit freundlichen Grüßen,

Daniel Konttori
Die PARTEI

1https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/tampons-binden-schmerzmittel-was-kostet-die-menstruation-a-1220188.html

2als Beispiel: www.periodically.de: der Spender kann mit 200 Tampons und 40 Binden gefühlt 2
werden, das ergibt einen Füllwert von 19,6 €