Ein paar Worte vorweg: ich, Kandidatin Vivien Tharun, tue mich schwer mit Programmen. Das liegt zum einen daran, dass nur wenige Menschen sie überhaupt lesen und 80 Prozent der Wähler sowieso davon ausgehen, angelogen zu werden.
Für diejenigen, die mich trotzdem einschätzen möchten, habe ich aufgeschrieben, was ich in Dallgow-Döberitz für umsetzbar halte, ohne unrealistische Versprechen zu machen. Einige der Programmpunkte, wie zum Beispiel Musikunterricht in Kitas, entstanden in Zusammenarbeit mit Mitgliedern der LINKEN in Dallgow.
Grundschule und Kindertagesstätten
1) Die öffentlichen Kindertagesstätten brauchen ein besseres und integriertes Musikangebot.
Musik kommt derzeit noch zu kurz. Dabei fördert sie das Sprachgefühl und sogar das mathematische Denken.
2) Das Schulessen an der Grundschule am Wasserturm muss besser werden.
Gesünder, schmackhafter und vor allem: kindgerechter. Beispielsweise wird derzeit die Pizza portionsweise in Aluminiumschalen zubereitet. Dadurch ist sie pappig und schmeckt metallisch. Die Essensauswahl ist oft bescheiden. Es gab schon Tage, an denen unter den Fleischgerichten die Auswahl zwischen Kohlroulade und Leber zu treffen war. Als vegetarische Alternative gab es eine Salatplatte. An solchen Tagen finden Eltern wie ich nichts für ihren Nachwuchs in der Speisenauswahl. An anderen Tagen gibt es gleich zwei Nudelgerichte. Das Gemüse dazu ist verkocht.
Da es bestehende Lieferverträge mit dem Caterer gibt, muss die Gemeinde prüfen, ob nachverhandelt werden kann, um die Essensauswahl besser zu gestalten. Dazu müssen die Eltern in Form einer Umfrage beteiligt werden. Dann können sie angeben, welche Gerichte sie gerne zur Auswahl hätten und was sie bereit wären pro Malzeit zu zahlen. Gleichzeitig sollte sich die Gemeinde bei anderen Schulen über deren Essenslieferanten und die jeweilige Qualität informieren, um bei Vertragsablauf gegebenenfalls den Anbieter zu wechseln.
3) Die Grundschule brauch einen exklusiven Ansprechpartner für Digitalisierung.
Die Gemeinde hat zwar Smartboards für die ersten bis dritten Klassen angeschafft – ein Alter in dem es dafür laut Pädagogen noch zu früh ist – die älteren Kinder der fünften und sechsten Klassen müssen auf diese Ausstattung noch warten. Dabei macht es ab ihrem Alter Sinn, mit Medien zu arbeiten.
Die Lehrer haben zudem keine Professionelle Einweisung in die Bedienung der Smartboards bekommen, so dass das Potential eines Medien übergreifenden Unterrichts gar nicht ausgeschöpft werden kann. Genau dazu braucht es zukünftig einen kompetenten Ansprechpartner für die Lehrer in der Gemeinde.
4) Das Verkehrschaos vor den Grundschulstandorten muss enden.
Jedes Jahr gehen weniger Schüler selbstständig zur Schule. Statt zu Fuß, mit dem Rad oder dem Bus, bringen die Eltern die Kinder mit dem Auto. Das Ergebnis: jeden Morgen ist Verkehrschaos vor den Schulen. Viele Pkw drängen sich um wenige Freiflächen, um zu parken – oft mitten auf dem Gehweg.
Schluss damit! So sollen die Kinder bestärkt werden, selbstständig zur Schule zu kommen.
Damit Eltern keine Angst um ihre Kleinen haben, können sich Nachbarskinder morgens an festen Treffpunkten zu Gruppen zusammenschließen, die gemeinsam den Schulweg antreten – begleitet von Ehrenamtlichen, die auf das Einhalten der Verkehrsregeln und die Sicherheit achten.
Denn: Bewegung ist gesund und stärkt in der Gruppe die Gemeinschaft. Die genaue Wegstrecke zur Schule für die jeweiligen Schülergruppen wird in Abstimmung mit den Eltern auf Elternabenden festgelegt.
Die Krankenkasse „AOK“ hat solch ein Konzept erfolgreich getestet und nennt es „Walking Bus“. Dazu gibt es Informationen auf dieser Seite: https://www.aok.de/pk/nordwest/inhalt/aok-walking-bus/
5) Bessere Kommunikation zwischen Gemeinde, Grundschule und Hort.
Warum? Weil in den letzten Jahren mehrere Dinge, wie Stühle mit schweren Metallkreuzfüßen und Wandfarbe (Grau statt Gelb für den oberen Flur im Standort Weißdornallee), falsch bestellt wurden und die Schule nicht vorab nach ihrem Bedarf und Wünschen gefragt wurde. Die bestellten Stühle sind nicht nur zu schwer für einige Schüler, um sie hochzustellen, es sind auch noch Drehstühle, auf denen die Schüler nicht ruhig sitzen können.
6) Die öffentlichen Spielplätze müssen sich verbessern.
Beispielsweise ist für den Spielplatz an der Maurice-Ravel-Straße dringend ein Sonnensegel über dem Sandkasten nötig. Und auch der ein oder andere Baum wäre gut – für die Umwelt und um in ein paar Jahren statt des Segels Schatten zu spenden.
Der „Spielplatz am Bahnhof“, der an der Hauptstraße liegt, braucht eine Tischtennisplatte und eine Kletterwand. Auf der ungenutzten Freifläche am Ende des Hangs könnte ein Volleyballfeld entstehen oder ein Fußballtor aufgestellt werden.
Direkt an der Bahhofstraße neben der Schule ist gegenüber von Penny eine Grünfläche mit Bäumen. Hier könnte das ein oder andere kleine Spielgerät hin. Der Platz wäre aufgrund seiner zentralen Lage ideal dafür.
Die Freifläche am Schwanengraben, wo früher der ehemalige Jugendclub stand, wäre ideal für einen öffentlichen Obst- und Kräutergarten. Kindergärten und Schulen könnten diesen für Naturkunde und den Anbau von Zutaten zu Kochkursen nutzten.
Mehr Angebote für Jugendliche und Teens
7) Mehr legale Graffitiflächen.
Die Graffiti-Freiflächen am Bahnhof werden stark in Anspruch genommen. Der Bedarf für urbane Kunst ist groß. Es könnten mobile Wellblechwände (beispielsweise ausrangierte von Baustellen) aufgestellt werden, um weitere Flächen zu schaffen. In Zusammenarbeit mit dem Jugendclub und den Schulen könnte es jedes Jahr im Sommer einen Open Air-Graffitiwettbewerb geben. Die Gewinnerwände der drei am besten Platzierten könnten eine Zeit lang auf dem Bahnhofsplatz ausgestellt werden.
8) Mehrere Sportarten fördern.
Nicht jeder Teenager möchte reiten oder Fußball spielen. Die BMXer und Skater brauchen eine überdachte Halfpipe, um auch bei Regen üben zu können. Eine Profikletterwand auf einem Spielplatz ergänzt das Angebot.
9) Jugendfeuerwehr attraktiver machen.
Die Gemeinde ermuntert in Zusammenarbeit mit der Freiwilligen Feuerwehr, junge Menschen sich der Jugendfeuerwehr anzuschließen. Flyer, Infostände und Veranstaltungen sollen die Arbeit der Helfer für Jugendliche attraktiver machen.
10) Besuche im Jugendclub.
Als Bürgermeisterin wäre es für mich selbstverständlich, regelmäßig den Jugendclub zu besuchen, um mich über Sorgen und Wünsche der Jugendlichen im Ort zu informieren und zu helfen. Eine Zukunft für Folgegenerationen kann es nur geben, wenn der jungen Generation Mitsprache ermöglicht wird.
Soziales und Wohnen
11) Günstigen Mietraum schaffen.
In Dallgow heißt es: Häuser und Wohnungen können gar nicht zu teuer sein, weil ja weiterhin so viele hierher ziehen. Dass nur Menschen nach Dallgow ziehen können, die das entsprechende Einkommen haben, wird nicht erwähnt. Die Wohnungen im Gemeinderaum sind zu teuer.
Ein Beispiel: im neuen Wohnblock an der Seestraße 1 kosten 60 Quadratmeter 1000 Euro Warmmiete. Von solchen Summen zahlen andere einen Hauskredit ab. Es müssen günstige Alternativen her. Zur Not muss die Gemeinde alte Gebäude wie die „Jauche-Villa“ (Promenade, Ecke Mittelstraße) kaufen, abreißen und das Grundstück neu bebauen. Dallgow ist finanziell gut aufgestellt – die Wirtschaft macht es möglich. Doch es kann nicht immer nur über die Gewerbesteuer erwirtschaftet werden und dann nichts für die Bevölkerung ausgegeben. Ausgaben für ein bunteres Dallgow aller Bevölkerungsschichten sind nun nötig.
12) Gleichzeitig muss der Wohnungsbau damit einher gehen, dass umweltfreundlich gebaut wird. Bäume gehören auf jedes Gelände. Flächen sollen unversiegelt sein, Dächer nach Möglichkeit begrünt werden. Ich spreche mich gegen „Gärten des Grauens“, also Schottergärten, aus.
Infrastruktur
13) Verkehrskonzept zur Entlastung.
Dallgow hat den Luxus, sich hauptsächlich um Verkehr Sorgen zu machen. Der Rest scheint ja ganz gut zu laufen. Nur auf der Wilmsstraße, da läuft es manchmal gar nicht. Sie hat chronische Verstopfung. Wenn die Gemeinde weiter wächst, muss ein professionelles Gutachten und Stadtplanungskonzept her. Der ÖPNV muss attraktiver werden, damit Umwelt und Straßen entlastet werden. Da Dallgow schon dicht bebaut ist und niemand enteignet werden soll, ist es kaum möglich einfach nur Straßen breiter zu machen. Der Verkehr zwischen Finkenkrug und der B5 muss langfristig abnehmen. Nicht mehr werden.
14) Ein Gehweg für Rohrbeck.
Rohrbeck braucht einen vernünftig breiten, gut gepflasterten Gehweg, damit auch Rollstuhlfahrer dort vorankommen. Aber das Kopfsteinpflaster der Straße zu ersetzen, halte ich für wenig sinnvoll. Dadurch würde Rohrbeck zur Durchgangsstraße werden und seinen ruhigen Charakter verlieren. Und die Straßenbaukosten wären für die Anwohner sehr hoch.
15) Der elendige Breitbandausbau – ein Trauerspiel.
Die Sachlage ist leider so, dass Deutschland im Breitbandausbau noch hinter Albanien rangiert. Oder Estland. Das Problem lässt sich nicht alleine auf Gemeindeebene lösen. Vor vielen Jahren wurden schnelle Kabel beispielsweise an der Wilmsstraße, der Hauptstraße und der Triftstraße Richtung Hamburg verlegt. Dort ist eine einigermaßen gute Verbindung möglich. Für die kleinen Straßen hat die Telekom derzeit keine Ausbaupläne. Es stockt hier auch auf Kreisseite. Der Landkreis Havelland versucht, den Breitbandausbau voranzutreiben. Im Gebiet um das Amt Friesack hat die e.dis.com bereits begonnen, Haushalte anzuschließen. Für Dallgow ist die Telekom zuständig. Die hat bis jetzt die Vertragsunterschrift mit dem Kreis verschoben (siehe dafür die öffentlichen Unterlagen im Ratsinfosystem des Landkreises).
So ist mit dem Ausbau noch nicht begonnen. Derzeit besteht für Bürger nur die Möglichkeit, mit dem Zuständigen für Breitbandausbau im Landkreis Kontakt aufzunehmen (Herr Borchert) und zu schildern, dass sie schnelles Internet brauchen.
Selbstständige und Firmen können zu langsames Netz beim Breitbandatlas Brandenburg melden:
https://breitbandatlas-brandenburg.de/
Nur wenn genügend Menschen zeigen, wie hoch der Bedarf ist, kann Druck gemacht werden.
Die schnellste Internetverbindung ist derzeit das mobile LTE-Netz. Mittlerweile gibt es auch Router mit Simkarte, die auf dieses Satelliten-Netz zurückgreifen können. Das ist ein schwacher Trost, aber derzeit die zügigste Überbrückungslösung, bis das Breitbandkabel – wohl erst in ein paar Jahren – kommt.
Die Vertreter der LINKEN in Dallgow ergänzen noch folgende Punkte zum Programm:
Kultur und Aktionen
16) Es sollte öfter Entmüllungsaktionen geben. Viele Gemeinden haben bereits einen „Aufräumtag“ im Frühjahr. Solch eine groß angelegte Aktion täte Dallgow gut. Zum Beispiel liegen im Wäldchen zwischen Bahnstrecke und dem Beachvolleyball-Platz an der Felix-Mendelsohn-Straße immer Flaschen, Dosen, Plastik und Sprühdosen. Unter der Brücke nach Falkensee, am Rohrbecker Damm, liegen Autoreifen und ein Drucker. An der Hauptstraße zwischen Neu-Döberitz und Rohrbeck liegen zahlreiche Flaschen hinter dem Zaun entlang der Straße. Dafür fühlt sich niemand verantwortlich. Das muss weg.
17) Dallgow-Döberitz soll eine offene Gemeinde sein, die bereit ist, Flüchtlinge und Migranten aufzunehmen.
18) Kino-Veranstaltungen wären eine Bereicherung für die Gemeinde, damit die Menschen nicht beim Streamen zu Hause vereinsamen. Möglichkeiten wären Kinoabende in der Sporthalle der Grundschule oder Auto-Kino auf einem Feld.
Die LINKE Dallgow ergänzt in eigener Sache:
„Wir finden, Dallgow könnte in Deutschland eine Vorreiterrolle spielen, wenn es um moderne Verkehrskonzepte geht. Dabei sollte klar sein, dass Fahrradverkehr und ÖPNV die höheren Prioritäten haben sollten als motorisierter Individualverkehr. Derzeit ist es teilweise lebensgefährlich, Kinder alleine auf der Straße spielen zu lassen und mit dem Fahrrad in die Schule fahren zu lassen.“
Zur allgemeinen Lage der Gemeinde möchte ich, Vivien Tharun noch schreiben:
Im Großen und Ganzen geht es Dallgow gut. Es muss nicht alles verändert werden. Und entgegen dem landläufigen Glauben, können Bürgermeister gar nicht so viel verändern. Bei großen Projekten entscheidet die Gemeindevertretung gemeinsam. Dort ist der Bürgermeister fraktionslos und hat eine Stimme. Diese kann den Ausschlag bei einigen Entscheidungen geben – muss aber nicht sein.
Dass Einwohner denken, ein Bürgermeister könne ohne Hindernisse alles ändern und umsetzen, liegt vielleicht an dem Wort „Bürgermeister“ selbst. Es ist eine Bezeichnung aus dem 13. Jahrhundert, die mittelalterliche Hierarchien wiedergibt. Passender für die heutige Zeit wäre „Gemeindeverwaltungsleiter“, statt „Bürgermeister“. Von Herzen schöner fände ich „Vermittler“. Denn das soll ein Bürgermeister im besten Fall sein: ein Vermittler zwischen der Verwaltung und der Bevölkerung. Und nicht zwischen Verwaltung und Wirtschaft.
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