In der kleinen Gemeinde Dallgow-Döberitz kämpfen sieben tapfere Politiker um das Amt des Bürgermeisters. Wer wird diesen Kampf gewinnen?
Vivien Tharun hatte lange gewartet. Jetzt würde sie nur noch anderthalb Monate warten müssen. Dann kommt der Tag der Hochrechnung. Am 1. November 2020 sollte die Bürgermeisterwahl für Dallgow-Döberitz sein. Und unter den sieben Kandidaten war sie, Vivien – eine Außenseiterin, der nicht viele Chancen eingeräumt wurden. Das war zum größten Teil ihrer Parteizugehörigkeit geschuldet. Durch diese war Vivien mit dem Stigma der Ulknudel gezeichnet. Und das obwohl sie als Mitglied des Kreistags Havelland solide Arbeit in ihrer Fraktion „DIE LINKE/Die PARTEI“ leistete.
Aber wer würde schon eine Kandidatin der Satirepartei „Die PARTEI“ zur Bürgermeisterin wählen, wenn es doch ernstzunehmende Alternativen gab? Da gab es den Konservativen, der „Zuhause wählen“ wollte – und das „mit Sicherheit“. Die ökologische Kandidatin, die „Zukunft gestalten“ wollte, oder auch den freien Mitbewerber, der an Straßenlaternen Bilder von Leuchtmitteln aufhing. „Harte Konkurrenz“, dachte Vivien Tharun sich da.
Fast verzweifelt, aber eben nur fast, dachte sie über ihre Lage nach. Womit könnte sie sich von den anderen Sechs abheben? Der erste Punkt, die Wahlwerbung, war klar. Als einzige hatte Vivien nicht nur ein Plakatmotiv, sondern sechs. So viele eben, wie es Mitbewerber gab. Und als erste im Ort stellte sie Großbanner auf. Das sicherte ihr bereits etwas Aufmerksamkeit. Andere Punkte waren da schwerer. Schließlich war ihre Zielgruppe eine andere als die der christlichen Unionierenden. Doch wie sollte sie die erreichen?
Auf einem bekannten sozialen Netzwerk hatte sie zwar eine Fanseite eingerichtet (www.facebook.com/tharunvivien), doch dort tummelten sich ihre Wähler nicht unbedingt. Da blieben ihr nur noch zwei Möglichkeiten, ihre Wähler zu erreichen. Und zwar in zwei anderen Netzwerken: www.instagram.com/vivientharun und www.reddit.com/u/rapper_toire. Auf Letzterem machte sie aber eher Privatquatsch. Für Chats mit Wählern bot sich daher die Subreddit-Seite www.reddit.com/r/dallgow an.
Das waren alles schon ganz gute Ansätze, wie Vivien fand. Ein Wahlprogramm gab es auch schon: Die Straßen Dallgows sollten so breit werden, dass die Feuerwehrwagen entspannt um die Kurve kommen. Auch rückwärts. Der Ortsteil Dallgow-Ausbau müsste dringend Straßenlaternen bekommen. Sonst findet dort niemand sein Haus in all dem Waldgrün und bei Nacht.
Und die Zusammenarbeit zwischen Gemeinde, Grundschule und Hort war so ausbaufähig wie Dallgow-Ausbau. Damit die Grundschüler genug Kraft zum Lernen hätten, sollte beim Schulessen nachgebessert werden. Denn Pizza, die in Aluschalen gebacken wird schmeckt eben, nun ja, nach Aluminium. Nach so einem Essen kann niemand gut lernen.
All das waren erste Ansätze für den Wahlkampf, aber eben nur Ansätze. Den großen Coup, den behielt sich Vivien Tharun daher für Oktober vor…