Seine Erfolge in der Politik sind noch nicht so groß, dafür hat Siegfried See(l)los (53) einen Titel errungen, den ihm niemand mehr nimmt. Wir verleihen dem Schwabbrucker feierlich den Kackmops in Lederhosen des Monats August: Für herausragendes Querulantentum samt erfolgreicher Spaltung der 1000-Seelengemeinde Schwabbruck. Wie hat er das geschafft? Der 53-Jährige und zwei Mitstreiter sammelten Unterschriften gegen eine lebensbedrohliche „Bockerlbahn“. Die Kinder weinen, wir sagen Bravo!
„Hääää? Schwabbruck? Wo ist das denn?“, fragt der Weilheimer Besserossi den Schongauer Jammerwessi. Jaaa, auch westlich von Schongau gibt es noch intelligentes Leben, man möchte es kaum glauben! Es ist sogar ein blitzgescheites Volk dort in Sichtweite zum Allgäu. Alle Schwabbrucker Bürger sind gut informiert, weil sie einen Glasfaseranschluss haben, es gibt eine großartige Kulturbühne („Kuhstall“), und mit Norbert Essich haben sie einen raffinierten Bürgermeister. Das Dorf hielt immer fest zusammen.
Nun nicht mehr ganz so fest. Der Sigi hat den Keil reingetrieben. Mit seinen Kumpels aus der Bayernpartei hatte er schon vor Corona kräftig auf den Putz gehauen. Für das angepeilte Bundestagsmandat reichte es trotzdem nicht. Dabei wollte der Sigi doch in Berlin endlich „das Kasperletheater“ beenden.
Egal, dann eben Kommunalpolitik! Bei Facebook wetterte der Feinmechaniker tüchtig gegen Flüchtlinge und die Seenotrettung: „,Flüchtlinge‘“ zurück nach Lybien. Das Schiff beschlagnahmen und abwracken. Die Besatzung zur höchst möglichen Strafe für Schlepperei verurteilen“, forderte der Sigi dort zum Beispiel zur „Sea-Watch“ in Italien.
Es funktionierte: 2020 war es soweit. Rund 50 Schwabbrucker gingen betrunken zur Kommunalwahl und machten ihr Kreuz beim Sigi. Das reichte ihm, um als Nachrücker ins Gremium zu stolpern. Hurra! Was haben sich die Gemeinderatskollegen gefreut …
Sechs Jahre später soll jetzt der ganz große Coup gelingen: Der Sigi will 2026 Norbert Essich (tritt nicht mehr an) als Bürgermeister beerben. „Erhalt des Gemeindegartens ohne Bockerlbahn“, hieß das erste große Wahlkampfthema. 91 Unterschriften sind zusammengekommen gegen den bösen Zug, der sich auf Schienen kitschig ums Rathaus durch den Gemeindegarten schlängelt und gut gelaunten Kindern den Tag versüßt. Pfui! Das geht natürlich gar nicht! Nur Narren hören auf Sigis Kontrahentin Silvia Richter, die ebenfalls den Rathausthron erklimmen will: „Das Projekt ist gigantisch und einzigartig“, findet sie.
Etwas kleinlaut gab der Sigi nun zu verstehen, dass es ihm eigentlich nur um die Streckenführung der Bockerlbahn ging … Das glauben wir ihm natürlich!