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Sonntag, 3. April 2016

MV – genug Land zum Leben?

Unsere Programmfragmente für nach der Machtergreifung (siehe OV-Gründungsversammlung) sind kaum paar Monate von Mund zu Mund, da channelte Sabine-Jessica-Maria leichte Ausführungs-Abweichungen aus der Zukunft, für die wir so nun wirklich nichts weiter können tun gehabt hatten:

Zukunft statt Loitz

Loitz 2033? Ja, es gibt Menschen, die sich noch erinnern.
Der Turm der Bauruine „Peenephilharmonie“ (die Marienkirche sollte in ein Konzerthaus mit öffentlichen Toiletten umgebaut werden), die Giebel der Neubauruine „Loitzer Stadtschloß“, die Funktürme von Telekom, Verfassungsschutz, MAD und Polizei, das Brückenhebewerk, Hausdächer, obere Stockwerke von Wohnblocks, Windräder allerorten, Frackingbohrtürme – alles dies schaute noch aus dem brackigen Wasser heraus, welches das Peenetal gänzlich ausfüllte. Dazwischen trieben vereinzelt verwesende Pottwale und unkaputtbare Solarboote – diese behielten ihre materiellen Gifte noch eine zeitlang halbwegs für sich…
Im Jahr 2030, die Arktis war nun auch im Winter eisfrei, dafür mit Kriegsschiffen bedeckt, die um die Ressourcen dort stritten, Grönland war tatsächlich dabei, sich in ein grünes Land zu wandeln, in der Antarktis brachen mehr Eisschilde weg, als man zu albträumen wagte, die Alpen waren so gut wie gletscherfrei, 2030 also war der Meeresspiegel bereits um knapp 6 m im Vergleich zum 9. November 1989 erhöht, Tendenz steigend. Damit war Loitz dem Untergang geweiht, denn etwa zeitgleich wurde reststaatlicherseits die Subventionierung von Sandsäcken und Sturmhauben eingestellt.
Nun ja, der unvermeidliche Krieg um den pazifischen Raum zwischen China und den USA würde in den folgenden Jahren viel Staub auch in hohe Schichten der Atmosphäre einwirbeln, daß sich das Klima bestimmt auch wieder abkühlte.

Dabei war Loitz ganz ersprießlich am Erblühen gewesen. Schon 2023: 727.413 Treffer bei Google; mehr Hunde als Kinder in der Stadt (Dunkelziffer beiderseits unklar); Zuwachs bei Bodenversiegelungen erstmals im zweistelligen Bereich; die Loitzer Tafel mit mehr Umsatz als die 3 verbliebenen Kaufhallen (Netto, Netto und Brutto. Lidl gab die Pläne, nach Kauf und Abriß der Lutherkirche dort einen Markt zu errichten, bekanntermaßen wieder auf.); mit EU-Fördergeldern (16 Millionen €) waren in der Stadt 3 Kreisel gebaut, einige stadteigene Hausruinen konnten im Zuge dessen endlich abgerissen werden; das Fracking im Amtsbereich spülte Gifte in die Erde und Geld in die stets verfrorenen Stadtkassen (als man entdeckte, daß sich auch Gülle einigermaßen zum Einspritzen in die Tiefenschichten eignete, wuchs auch die Akzeptanz des Frackings in der Bevölkerung in den zweistelligen Prozentbereich!); die mittlerweile jährlich angepaßten Grenzwerte für Nitrat, PCB, Uran, endokrine Disruptoren, Antibiotika, resistente Keime usw. im Trinkwasser der Stadtwerke wurden stets eingehalten; auch wenn die Einwohnerzahl wegen der vielen Flüchtlinge stabil blieb, wuchs die Anzahl der Kfz weiter; die „Uni auf dem Dorf“ forschte am funktionellen Analphabetismus und dem Einkommensniveau von Drohnen-, Elektroauto- und Exoskelettbesitzern; der Loitzer Schloßverein legte den Grundstein für den Wiederaufbau des Stadtschlosses; das Aufkommen an gut gefüllten gelben Säcken für die sortierte Müllverbrennung war vorbildlich; ebenso Einschaltquoten und Stimmabgaben. Vielleicht habe ich in diesem Loitzer Strauß des Ereignishorizontes 2023 etwas vergessen? War da nicht noch die Anlage eines neuen Friedhofs im nordöstlichen Gewerbegebiet, nur für Loitzer, die ersten 77 Liegeplätze gebührenfrei? Der alternativlose Lauf der Dinge, hach.

Extrem waren eher die sich aufschaukelnden Wetterunbilden. Zwar konnten längs der A 20 gewinnbringend Staubsturm-Beobachtungsplattformen für Touristen betrieben werden, doch als Ikea („unter den 3 Kronen ist gut wohnen“) u.a. die Agrargenossenschaft Ibitztal aufkaufte, im Wechsel genmanipulierte Soja und Mais anbaute, blieben nennenswerte Ernten aus: es war obenrum zu trocken. Um Geld einzufahren, baute Ikea also flächendeckend Windräder an. Die einschränkenden Gesetze hatte das Land zuvor im Nu auf einen Wink hin fahren gelassen. Trocken blieb das Wetter meist trotzdem. Jau, als im Jahr 2026 die Stadt ihre immensen Kosten für den Hochwasserschutz (das ummauerte und schwer bewachte Paradies für wohlhabende Senioren in der Loitzer Innenstadt war doch nicht so gefragt und warf wenig ab) auch damit einspielen wollte, leerstehende Häuser zum Abfackeln europaweit an Pyromanen zu versteigern, ließ man dann doch von diesem Vorschlag ab, weil der Stadtwald in jenem Dürresommer in einer schweren Feuersbrunst zu großen Teilen abbrannte – ein Fanal. Die Stadt gab kurz darauf eigenmächtig den Torfabbau – wo immer auch noch möglich – zur Heizgutgewinnung für Bedürftige frei.
Der Bund griff bei solchen Kleinigkeiten nicht mehr ein, er hatte mittlerweile andere Sorgen: Evakuierungen von Großstädten, Plünderungen, Grenzübertritte bewaffneter Banden, lokale Aufstände, Anschläge… Man erinnere sich: selbst in Drosedow gab es eine Straßenblockade, als der Kreiselbau in Loitz Form annahm. Nun, 2028 begegneten Binnenflüchtende nur noch seltenst Touristen. Schulbussen und den mobilen Pflegediensten gleich gar nicht.

Von riesigen hochglänzenden Papierbergen schauten „interessierte Bürger“ dem Wachstum, der Geldvermehrung weiter zu. Wenn sie nicht gerade beschäftigt wurden.

der Verein