Wir wählen, bis das Ergebnis stimmt!
Wie Ihr vermutlich nicht mitbekommen habt, hat eine Gesandschaft aus dem Rhein-Sieg-Kreis (genauer aus Neunkirchen-Seelscheid) die wahlkampffreie Zeit genutzt, um Wahlkampf zu einer Wahl zu machen, welche schon längst hätte vorbei sein können.
Doch nachdem bei der Bundestags- und Abgeordnetenhauswahl 2021 in Berlin falsche Wahlzettel, zu lang geöffnete Wahllokale, Wahlbeteiligung von (bis zu) 159% und ein falsches Ergebnis (Giffey!) erzielt wurden, sorgte die PARTEI als einzige Partei, die Partei ergreift für eine Wahlwiederholung, indem wir als eine von zwei Parteien dagegen klagten. Die andere Partei muss an dieser Stelle nicht erwähnt werden, da die Nazis von der verfickten AfD die Klage ohnehin nicht ernst meinten. Sie klagten nur auf eine Wiederholung der Zweitstimmen, da durch irgendwelche abstrusen Fehler bei der Auszählung ihr Küchenclown Gunnar Lindemann in Marzahn-Hellersdorf ein Direktmandat abstauben konnte. *kotzwürg*
Da die OSZE aber scheinbar keine Ressourcen hat und auch die Blauhelme nicht zur Wahlbeobachtung in diese kaputte Stadt kommen wollten, beschloss Die PARTEI bundesweit zur Teilnahme am Wahlkampf und der Wahlbeobachtung aufzurufen.
Also machten wir uns auf den Weg. (Nicht, dass noch Zweifel aus Moskau oder Pjöngjang an der Rechtmäßigkeit dieser Wiederholungswahl aufkommen)
Montag – Scheißtag
Der Montag in Berlin hat für uns nicht existiert, wir waren noch Zuhause und haben in aller Ruhe (die man so hat, während Bratwurst verzweifelt versucht zu klären, was nun mit seiner Schicht am Dienstag ist) unsere Koffer gepackt.
Der Abend kam und unsere mobilen Endgeräte wurden immer unruhiger…
*Brrr* KAMPA 23 – „Sitzen im Zug aus irgend ’nem Dreckskaff“
*Brrr* Die PARTEI trinkt – „Prost“ Irgendein GenossX hält sein Bier vor die Kamera
*Brrr* Die PARTEI fährt Eisenbahn „Auf die DB ist verlass, kommen zu spät zum Wahllokal-Marathon“
Was, Wahllokalmarathon?
Genau der stand Montag Abend für alle an, die rechtzeitig in Berlin waren. Ein fleißiger, kleiner PARTEI-Soldat hat zwei Tage lang QR-Codes in diversen berliner Lokalitäten verteilt.
So konnten die GenossX am Montag an einem Marathon teilnehmen (die in Berlin sollen wohl die Besten sein) und zugleich alle Lokale ihrer Wahl, man könnte auch Wahllokale sagen, auf ihre Qualität prüfen.
Getestet wurden unter anderem die Einhaltung der Öffnungszeiten und die Verfügbarkeit des Verbrauchsmaterials.
Mit den QR-Codes wurde ein Wettbewerb daraus, wer den Marathon gewonnen hat ist uns aber scheißegal, schließlich wurde parallel dazu gewählt.
Dienstag – Die PARTEI (OV Neunkirchen-Seelenscheid) fährt Eisenbahn
Das heißt, wir versuchten es.
Kaum am Bahnhof angekommen, stellten wir fest, dass nicht nur alle Züge zwischen einer und 24 Stunden Verspätung hatten, sondern die, die kamen, selbst für einen erfahrenen Eisenbahner nicht mehr buchbar waren, da die Abfahrtzeit ja bereits längst überschritten war.
Schlussendlich bekam Katha dann doch noch ein (viel zu teures) Ticket und wir konnten fast ohne schwarz zu Fahren in Richtung Hauptstadt aufbrechen (Berlin, nicht Bonn).
Plöpp – auf war das erste Bier – wir wollten ja keine schlechten Eindrücke von unserem Reiseziel haben.
Umstieg in Köln – ICE verpasst – Hurra 25% Rückerstattung aufs Ticket. Geht also doch zu einem vernünftigen Preis, wenn man denn in Kauf nimmt mehr als 60 Minuten Verspätung zu sammeln.
Ganz und gar nicht verspätet waren die Posts in der KAMPA-Telegramgruppe.
Völlig verkatert und am Tiefpunkt ihrer Kreativität angekommen, kotzten die GenossX Sprüche auf Blanko-Plakate, wie man sie niemals aufhängen wollte:
-Hier Wahlversprech – ach fuck.. nochmal.. versprechen einfügen
-Ganz Politik hasst die Berlin
-Hitler hat immerhin Hitler getötet…
Ja gut, vielleicht war doch das ein oder andere gute Plakat dabei.
Unser Zug näherte sich dem Osten, wir tranken noch schnell ein oder drei Gläser Gin auf DB sein Nacken und versteckten die Bananen, die als Gastgeschenk für unsere GenOstX dienen sollten in unserem.. na ihr wisst schon wo.
Am Hauptbahnhof wurden wir eingesammelt, tranken gemeinsam mit unserem Gas(t)gebenden GenossX Benny ein Sterni (sowas wie Hansa, nur von drüben) und begaben uns dann zur Zentrale der Revolution.
Nein, dieser Ort heißt wirklich so, schaut einfach auf Maps.
Da dieser Witz aber nur einmal witzig ist, nennen wir den Ort ab hier einfach KAMPA.
Wir wurden begrüßt, für das Erscheinen in Zivil gerügt und genossen noch ein paar Berliner (nein, nicht das Fettgebäck, so nennt man dort das Bier)
Mittwoch – Arschkalt, aber Geil!
Schon zum Aufstehen mussten die GenossX aus Neunkirchen-Seelscheid feststellen: dieser Tag lässt uns feucht werden..
Nicht, weil die ca. 200 Plakate, welche noch Aufgehangen werden sollten so geil waren, sondern weil es in strömen gepisst hat und unsere Anzüge bereits durchweicht waren, bevor wir den uns geliehenen Fahrradanhänger aus dem Hinterhof gekarrt hatten.
An der KAMPA angekommen genossen wir erstmal ein wundervolles Frühstück, welches netterweise erst begann, als wir mit drölf Minuten Verspätung die Brötchen brachten. Schön wenn aufeinander gewartet wird *zwinkersmiley*
Mit gefüllten Mägen wurden dann mehrere Plakatteams zusammengestellt (bestehend aus 1 GenossX für Leiter tragen, klettern und aufhängen, 1 ortskundiger GenossX zur Wegführung, sowie Standorteintragung und zwei bis X weitere GenossX zum daneben stehen und zusehen) die Karren wurden bis zum Rand voll geladen und wir machten uns zu Fuß auf in diverse Stadtteile, welche beim Plakatieren bisher benachteiligt wurden.
Wie Plakate aufhängen funktioniert, solltet ihr alle wissen, daher beende ich diesen Teil genauso schnell, wie der Eisregen zum Ende der Aktion unsere körperliche Unversehrtheit. *Hust*
Nach diesem Martyrium des plakatierens waren wir froh, noch einen zweiten Satz Anzüge im Gepäck zu haben, zogen uns um und begaben uns zurück in die KAMPA, dort wurde alles daran gegeben diesen Tag schnellstmöglich wieder zu vergessen. – Prost
Donnerstag – Megademo und PolizistInnen denen wir das Zählen beibringen
Ein Highlight der Woche war die Megademo – Wir wählen bis das Ergebnis stimmt (und zählen bis wir 50 sind).
Aufgrund seltsamer Versammlungsrichtlinien ist es wohl in der Hauptstadt (Berlin, nicht Bonn) verboten Demos auf (Auto-)Straßen zu machen selbst wenn die Demo von einem Lauti-Wagen (Auto) begleitet wird, solang sich nicht mindestens 50 Teilnehmer zusammenfinden. (Wir sollten den Berlinern vielleicht mal zeigen, dass bei uns drei Personen und ein Holzgerüst ausreichen)
Jedenfalls sollte die Demo um 14 Uhr los gehen und wir waren auch durchaus bereit dazu… abgesehen davon, dass der Lauti noch nicht da war.
Nicht bereit uns über die angemeldete Route zu eskortieren war allerdings die Polizei. Diese konnte noch nicht bis 50 zählen, vergaß immer wieder sich selbst, Fahrer, OrdnerInnen oder Leute, die die Demo aus dem Homeoffice unterstützten und so ging es erst mit ca. 50 Minuten Verspätung (welch Ironie) los.
Bratwurst wurde kurzerhand zum Demo-DJ ernannt (er hatte wohl so eine Playlist auf dem Handy und wusste sie zu benutzen) und die gefühlt 13000 Menschen auf den Straßen Berlins setzten sich in Bewegung. Naja außer dort wo wir 50 gerade lang wanderten *zwinkersmiley*
Am roten Rathaus angekommen, wurden noch einige Reden von GenossX aus der gesamten Republik vorgetragen, und wenn auch das Gerichtsprotokoll von der Verhandlung um die Wahlwiederholung am lustigsten zuzuhören war, genossen auch viele nicht-GenossX das Abwechslungsreiche Programm.
Abgeschlossen wurde mit einem veganen Apfelkuchen-Rezept. *Hust* 16-Uhr-Rede *Hust*
Abends gab es dann in der PaKü (steht wohl für PARTEI-Küche) ein dekadentes Ensemble der Kochkunst vom Spandauer PARTEI-Küchenmeister. Einige Gäste aus der Nachbarschaft und der politischer Konkurrenz erfuhren, was wir so drauf haben und obwohl es keinen Fisch zum Essen gab roch für Bratwurst abends ausnahmslos alles danach.
Freitag – oder auch „9€, Wir gönnen uns ’ne Stadtrundfahrt und stürmen den Bundes“-Tag
Während die meisten GenossX am Freitag Werbung für unsere 9€-Fonds machten – einmal Zahlen, so lange Schwarzfahren bis der Schaffner kein Papier mehr hat – und das an diesem Tag sogar für nur 8,99€, machten sich die GenossX des OV-Neunkirchen-Seelscheid, OV Aplerbeck und ein paar wenige weitere GenossX auf den Weg in den Bundestag.
Obwohl das Gebäude bereits von Bauzäunen umringt war und die Abrissbagger bereit standen, stand für uns etwas anderes fest: „Wir wollen da rein!“
Nach einiger Diskussion, einem Striptease im Nacktscanner und der Abgabe eines Solinger-PARTEI-Messers war dies schließlich auch möglich, wir sind irgendwie in die historische Führung eines Ehrenamtlichen Hobby-CSUlers geraten und gaben alles daran die Themen der Führung selbst vorzugeben.
Bratwurst suchte sich bereits den besten Sitzplatz im Plenarsaal aus und Katha teilte ihrer Sekretärin mit, wo wir fortan zu finden waren und prüfte nebenbei, ob die Digitalisierung in Bonn.. ähm ne, Berlin schon Einzug gehalten hatte.
Kurz vor Ende statteten wir der AFDP-Wg noch einen Besuch ab und begrüßten zuletzt noch italiens Führer.. ähm wir meinen natürlich Ministerpräsidentin Gorgonzola Mellone, die an diesem Tag ihrer Zitat: „Allergie gegen Deutschland“ nachgab und drei Monate nach Amtsantritt endlich mal Berlin besuchte.
Zurück in der KAMPA, war es wieder Zeit zum Umziehen, jetzt, da sie im Bundestag Einzug erhalten hatten, war es für Bratwurst und Katha an der Zeit aus der Unterkunft des GenossX weg und in ein Dekadentes Null-Sterne Hotel umzuziehen. Möglicherweise war das auch schon ein Tag vorher, wir wissen es nicht, der Getränkehändler, der inzwischen das dritte Mal nachliefern musste, aber auch nicht.
Aber auch die Kleidung wurde gewechselt, vom förmlichen Parlamentsanzug zum leichten Bier-Dress. Da wir Montag noch nicht vor Ort waren, gab es noch einen Wahllokal-Marathon nachzuholen – Prost – Ups, ist ja schon halb fünf Uhr morgens..
Schnell weiter zum…
Samstag – vom Marathon zum Marathon (ich sagte bereits, dass Berlin die besten hat)
Mit nur vier Minuten von dem, was Mensch mit viel Optimismus als Schlaf bezeichnen könnte, quälte sich die Gesandschaft aus Neunkirchen-Seelscheid aus dem Bett.
Pünktlich zum Wochenende begann das Programm bereits deutlich früher.
In ganz Berlin hatten verschiedene OVs ihre Wahlkampfstände aufgebaut und für die GenossX aus der KAMPA galt es, diese alle zu besuchen und zu unterstützen.
Wer nicht von jedem einzelnen Stand Arbeitsnachweise lieferte, bekam kein Fleisch ins Abendessen.
So machten wir uns also auf den Weg, erreichten den Stand in Pankow pünktlich zum Abbau, tranken als Arbeitsnachweis einen Kurzen und frisch betankt ging es dann auf in Richtung Mitte, wo der Berliner Universalkandidat Martin (Pohlmann, nicht Sonneborn) eine Bürgerbeteiligung veranstaltete, JedX konnte mitbestimmen, wann das neu gebaute Humboldforum wieder abgerissen werden soll und was stattdessen dort hingehört. Hüpfburg, Mietskaserne oder Zeppelinlandeplatz, alles besser als geklaute Kunst.
Von der Museumsinsel ging es dann weiter zur Insel der besonderen Wahlbeteiligung.
156% waren dies bei der Chaoswahl 2021 und dieser Rekord wollte im Bezirk Tempelhof-Schöneberg geknackt werden.
Kreuzchen machen, Unterschrift auf dem Stimmzettel nicht vergessen und ab in die PARTEI-eigens aufgestellte Wahlurne damit. Aus Datenschutzgründen wurden sämtliche Wahlzettel natürlich direkt geschreddert, was aber kein Problem war, es konnte anschließend direkt nochmal gewählt werden. Und dann wieder… und dann wieder…
Den Endspurt des Marathons wollten wir dann in Neukölln machen, aber schon auf dem Weg dort hin, mussten wir leider feststellen, dass die dortigen GenossX uns ein gutes Stück vorraus und längst über die Ziellinie hinweg waren.
Also zurück zur KAMPA, es gab Chilli Sin Carne, – dazu Fischschnaps.
Sonn(eborn)tag – Am Ende steht der Wahlsieg
Zum Abschluss der Woche in Berlin gab es noch ein weiteres, großes Highlight. Unser aller Chef, Manfred Sonneblum, kam nach Berlin.
Erst schauten wir gemeinsam im Babylon-Kino, wie die AfDeppen sich eindrucksvoll selbst denunzierten. Anfangs noch vorsichtig vor der Kamera des Dokumentarfilmers Andreas Wilcke, ließen sie nach knapp drei Jahren immer mehr den Nazi raus. Sie zeigten, dass ihre einzige Aufgabe im Bundestag scheinbar ihre populistische Selbstdarstellung ist.
Der große Abschluss dieser KAMPA-Woche war dann die Wahlsiegparty im SO36.
Dort haben vier Witzeerzähler (inkl. einem Mario Barth für Arme) um möglichst großen Applaus gebættelt, der LV Berlin hat eine großartige Tombola veranstaltet, bei der es natürlich ausschließlich darauf ankam, wo man steht und nicht welches Los man gezogen hat, wie Büroleiterin Markus aus München feststellte, kurz bevor erst Bratwurst und dann, direkt neben ihm, Katha jeweils einen Hauptpreis (Afd-Blocker, T-Shirt, legendary Glitzersticker, 50000 Geld und eine vorgeschriebene Wahlkampfrede) gewannen.
Musikalisch begleitet wurde unser Wahlsieg von dem Kreuzberger PARTEI Chor (KPC) mit einer fast richtigen Version des PARTEI-Liedes, The Nukes, Kalle und dem wunderbaren Tanzorchester The Not Amused.
Auch unser GröVaZ trug eine Rede vor, die wie es der neueste Trend ist, selbstverständlich von der KI ChatGPT verfasst wurde. (RIP depressiver Redenschreiber)
Und plötzlich waren wir wieder Zuhause in Neunkirchen-Seelscheid nahe der besten Hauptstadt, über die hier erzählt wurde (Bonn, nicht Berlin).